Roman Melnyk: Gegen Fake News, Korruption und Machmissbrauch

Roman Melnyk ist Bürgeraktivist, Politikwissenschaftler, Data-Journalist und u.a. Ko-Gründer der ukrainischen NGO Wikipatrol. Er konnte seine Familie, die aus Kyiv und Russland stammt, in die EU in Sicherheit bringen. Er hat 2014 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: @Rom_Melnyk

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich mein Leben verändert. Davor war ich in der Beratung tätig und unterstützte ukrainische Politiker und internationale Unternehmen. Außerdem gründete ich eine Bürgerinitiative namens „Wikipatrol“, deren Ziel es ist, russische Propaganda und russische neoimperiale Narrative auf Wikipedia zu bekämpfen. Dank meiner Erfahrung als Redakteur und meiner jahrelangen Arbeit in der Öffentlichkeit habe ich im Jahr 2020 zusammen mit meinen Freunden ein Freiwilligenteam gegründet, das Artikel über die Ukraine in verschiedenen Sprachen auf Wikipedia verfasst und Manipulationen und Ungenauigkeiten aufdeckt und korrigiert.

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Olha Novikova: Der Krieg, rückwärts gesehen

Olha Novikova stammt aus Dnipro, wo sie für eine große ukrainische Zeitung gearbeitet hat. 2015 war sie Teilnehmerin des M100YEJ. Heute lebt sie in München und arbeitet als SAP Security Consultant bei einem großen Unternehmen.

Januar 2023. Für einige Sekunden höre ich auf zu existieren, als ich den Namen meiner Heimatstadt lese. Ein neunstöckiger Wohnblock wird von einer russischen Rakete getroffen. Wir haben noch keine Luftabwehr für diesen Raketentyp. Anstelle der neun Stockwerke sehe ich ein großes Loch und einen Haufen Schutt. Ich bin wie versteinert. Es sieht aus wie jedes andere Haus in meiner Nachbarschaft. Diese typischen Gebäude aus der Sowjetzeit, Sie wissen schon. Wir sind im Osten, in der Nähe der Frontlinie: Tag und Nacht gibt es stundenlang Fliegeralarm, ständige Stromausfälle machen es unmöglich, Aufzüge zu benutzen, oft schlagen Raketen ein, bevor die Sirene losgeht, niemand versteckt sich mehr im Luftschutzkeller. Unter den Trümmern müssen Menschen liegen: Kinder, ganze Familien. Ich lese den Namen der Straße und atme aus: NOT MINE.

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Anna Romandash: Ich hoffe, dass Emphatie kein Verfallsdatum hat

Anna Romandash ist eine preisgekrönte Journalistin, die u.a. für CNN, Radio Free Europe, Open Government Partnership, Freedom House und der Deutschen Welle arbeitet. Normalerweise arbeitet sie als Reporterin und Expertin für digitale Politik mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Medienentwicklung, Menschenrechten und dem Zugang zu Informationen.Jetzt berichtet sie über den Krieg. Sie hat 2015 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: @annaromandash

Ich bin gespannt, was der Jahrestag bringt. Der Krieg begann jedoch schon vor sehr langer Zeit. Es gab einen Krieg im Donbas und die Annexion der Krim seit 2014. Es gab eine hybride Kriegsführung und Propagandakampagnen. Es gab Geschichtsmanipulationen und eine Normalisierung des russischen Imperialismus, eine beleidigende Sprache gegenüber der Ukraine und den Ukrainern und Versuche, den Staat von innen heraus zu spalten.

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Olesia Tytarenko: Angst, dass meine Kontakte eines Tages nicht mehr online sind

Olesia Tytarenko ist stellvertretende Chefredakteurin der Nachrichten bei der Nationalen öffentlichen Rundfunkanstalt der Ukraine (Suspilne) und ehemalige Sonderkorrespondentin von Radio France Internationale in Kiew. Sie hat 2017 am M100YEJ und 2022 am M100Colloquium teilgenommen.
Twitter: @OlesiaTytarenko

Dieser Krieg ist online. Seit dem 24. Februar habe ich eine Menge über Raketen, Drohnen und Stromausfälle gelernt. Die High Society der Patriots, Leopards und F-16 ersetzte die zuvor gewünschte Welt der Eighth Avenue, des Quai d’Orsay und von Boston, MA. In diesen 12 Monaten habe ich den Journalismus wiederentdeckt, mich an das System der Eilmeldungen gewöhnt und meine eigenen Kriegserfahrungen verarbeitet. Ich bin in meiner Heimat geblieben und viel im Land herumgereist. Als hätte ich Angst, die Felder, die grenzenlose Steppe, das abfallende Ufer des Dnjepr nie wieder zu sehen. Wie nie zuvor genoss ich die Familienwochenenden, das Begrüßungsessen meiner Mutter, das Kichern meines Bruders und das „Bis bald“ meines Vaters, als ich den Zug zurück nach Kiew bestieg. Als ob…

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Sara Cincurova: Mein Herz bleibt bei den Babuschkas, die an den Fronten leben

Sara Cincurova ist eine slowakische Menschenrechtsjournalistin, die sich auf Migration, Menschenrechte, humanitäre Fragen und Frauenrechte konzentriert. Ihre Arbeit wurde unter anderem in The Guardian, BBC, Al Jazeera, HuffPost und The New Humanitarian veröffentlicht. Sie hat 2021 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: Sara_Cincurova

Obwohl ich mich nicht hauptberuflich in der Ukraine aufhalte, berichte ich seit 2014 regelmäßig über den Krieg und über die Ereignisse des 24. Februar 2022 aus Charkiw. Als Freiberuflerin war mein Leben mehrmals in Gefahr, vor allem, wenn ich allein unterwegs war. Ich achte und schätze die Arbeit meiner ukrainischen Kollegen sehr, die unermüdlich berichten und nicht immer die Möglichkeit haben, sich auszuruhen.

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Sergej Sumlenny: Power-Stationen für die Ukraine

Sergej Sumlenny ist promovierter Politikwissenschafter und Gründer des European Resilience Initiative Center. ER ist Experte für Mittel- und Osteuropa und war von  2015-2021 Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Kyiv.

Im Januar 2023 habe ich acht Power-Stationen und andere Hilfsgüter in die Ukraine gebracht. Das war nur dank massiver Spenden möglich und machte das Leben dutzender Ukrainerinnen und Ukrainer leichter. Die Spendenaktion zu starten war eine spontane, aber ganz klare Entscheidung. Kurz vor Weihnachten hat meine ehemalige ukrainische Kollegin Viktoriia Solohub mir ein Foto geschickt. Darauf eine kleine Power-Station, also ein ziemlich großer moderner Akku mit Computersteuerung, der im Flur eines Wohnsilos steht. An der Station ist ein Weihnachtsstern angesteckt. „Wir hatten wieder einen russischen Raketenangriff“, schrieb sie mir. „Wie immer, versteckten wie uns vor Granatsplittern im Treppenhaus, in dem es keine Fenster gibt. Die Kinder der Nachbarn hatten Angst vor der Dunkelheit, deshalb haben ihre Eltern einen Weihnachtsstern für sie erleuchtet“.

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Ali Fathollah-Nejad: Experte für Iran-Revolution

20. Februar 2023. Dr. Ali Fathollah-Nejad, deutsch-iranischer Politologe aus unserem M100-Netzwerk, ist seit vergangenem Jahr ein vielgefragter Experte zum Thema Iran-Proteste und wie sich der Westen dazu verhalten soll. In seinen Beiträgen plädiert er für einen Paradigmenwechsel der europäischen Iran-Politik – eine, die von der Zurückhaltung der letzten Jahre Abschied nimmt und dabei Werte und Interessen zu versöhnen versucht.

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Alexandre Brutelle über sein globales EIF

19. Februar 2023. Alexandre Brutelle, investigativer Journalist und M100 Alumnus, leitet das Environmental Investigative Forum (EIF) seit seiner Gründung im Jahr 2020. Das EIF mit Sitz in Paris ist das erste und einzige globale Konsortium für investigativen Umweltjournalismus, das sich auf den Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung von Ressourcen für Umweltjournalisten weltweit konzentriert. Es hat in den vergangenen Jahren Unterstützung vom Journalismusfonds der EU, dem Earth Journalism Network und dem Pulitzer Center erhalten, um innovative Berichterstattungstechniken unter Verwendung von Satellitenbildern zu entwickeln. Für 2023 plant die Organisation, ihren Vorstand für regionale investigative Netzwerke auf der ganzen Welt zu öffnen, die sich an der weiteren Ausgestaltung der Ziele des EIF beteiligen und gemeinsam neue Standards gestalten.

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Neue Aufgaben für Christian Rainer

10. Februar 2023. 25 Jahre lang hat M100-Beirat Dr. Christian Rainer das österreichische Nachrichtenmagazin „profil“ als Chefredakteur und Herausgeber geleitet. Damit ist er mit Abstand der am längsten amtierende Chefredakteur eines Nachrichtenmediums im deutschsprachigen Raum. Doch nun ist Schluss, Ende Februar verlässt der passionierte Skifahrer, Segler und Taucher und Neffe des österreichischen Malers Arnulf Rainer den Verlag auf eigenen Wunsch.

“Ich möchte mich nach einem Vierteljahrhundert im selben Job noch einmal neuen, spannenden Herausforderungen stellen”, sagt er. “Und ich freue mich, mehr Zeit für M100 zu haben.” Darüber freuen wir uns auch!

Botschafter Wolfgang Ischinger im M100-Beirat

8. Februar 2023. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Dr. Wolfgang Ischinger ab sofort das M100 Sanssouci Colloquium als neues Beiratsmitglied verstärkt und unterstützt.
Botschafter Ischinger, der in Potsdam lebt, hat beim letzten M100 Sanssouci Colloquium einen spannenden Special Talk mit Dr. Vjosa Osmani-Sadriu, Präsidentin der Republik Kosovo, über die europäische Sicherheitsstrategie und die Rolle der osteuropäischen Länder geführt.

Wolfgang Ischinger war von 2008 bis 2022 Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) und gehört einer Reihe von gemeinnützigen Gremien und Beiräten an, darunter die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die American Academy Berlin und die Atlantik-Brücke. Er lehrt als Seniorprofessor für Sicherheitspolitik und diplomatische Praxis an der Hertie School in Berlin. Er berät die Privatwirtschaft, Regierungen und internationale Organisationen in strategischen Fragen. Er hat zahlreiche Publikationen zu außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen veröffentlicht.