Thema

Krieg und Frieden. Eine neue Weltordnung

Donnerstag, 15. September 2022, Orangerie Sanssouci, Potsdam

Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine bedeutet eine Epochenwende. Nicht nur für Europa, sondern für die gesamte Welt. Die brutale Invasion ist der größte kriegerische Konflikt auf dem europäischen Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit enormen Folgen für Geopolitik, Wirtschaft, Demokratie, Gesellschaft und Umwelt. Dieser Schock wird lange durch die Gesellschaft vibrieren und tiefgreifende Folgen haben.

Bereits 2015 hat Timothy Snyder geschrieben, dass die Besetzung und Annexion der Krim durch Russland und die bewaffnete Unterstützung der Separatisten in den Oblasten Donezk und Luhansk das Ende einer langen Phase europäischer Geschichte markiere, „in der bestimmte Regeln als dauerhaft gültig und staatliche Souveränität als unantastbar angesehen wurden. Aufgrund des Moskauer Vorgehens, das gleichermaßen gegen die Charta der Vereinten Nationen, die KSZE-Schlussakte von Helsinki und das Budapester Memorandum verstößt, steht inzwischen mehr auf dem Spiel als eine Revolution in einem Land. Es geht um nichts weniger als die internationale Ordnung.“

Es ist vor allem die Entwicklung in Richtung Freiheit und Demokratie im Schwesterland Ukraine, die der Kreml als offensichtlich bedrohlich empfindet. Und neben – nein: als Teil des Krieges mit Waffen eskaliert der Informationskrieg. Der im wahrsten Sinn blutige Kontext ist neu, die Herausforderungen sind es nicht. Vielmehr manifestieren sich hier, in neuer Schärfe und Konsequenz, Entwicklungen, Probleme und Fragestellungen, die die europäischen Öffentlichkeiten schon vor Beginn der russischen Invasion prägten.

Wie will Europa, wie will die westliche Welt Demokratie, Freiheit sowie Presse- und Meinungsfreiheit verteidigen und stärken? Müssen wir unser Denken, unsere Prioritäten, unsere Politik verändern? Zu fragen ist auch, ob sich auch Medien zu stark vom „Friedensmythos“ haben leiten lassen und versäumt haben, frühzeitig eine sachliche, analytische, ausgewogene Debatte darüber zu führen, was die aggressive Politik Putins bedeuten würde.

Auf der anderen Seite steht die Frage, ob es nicht Aufgabe der Medien gewesen wäre, die NATO-Osterweiterung kritisch zu hinterfragen. Welche Rolle Soziale Medien in diesem Kontext spielen. Wie Fake News, Desinformation und Cyberattacken als Kriegswaffen eingesetzt werden, welche Auswirkungen sie auf die Berichterstattung haben, wie Journalistinnen und Journalisten damit konfrontiert werden und wie sie dem begegnen können (hier wird es Inputs von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des M100 Young European Journalists Workshop geben, der im Vorfeld des Colloquiums zum Thema Fake News und Desinformation stattfindet).

Ziel des 18. M100 Sanssouci Colloquiums ist ein konstruktives, intersektorales Gespräch zwischen 50 bis 60 Vertretern aus Politik, Medien und Wissenschaft aus ganz Europa und darüber hinaus über die Perspektiven eines freiheitlichen, demokratischen Europas im Angesicht einer neuen Weltordnung und welche Rolle die Medien spielen.

Um auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können, behalten wir uns eine Änderung des Programms vor.