M100-Special Talk mit Vjosa Osmani-Sadriu und Wolfgang Ischinger

1. August 2022. Der Balkan, wie auch die baltischen Staaten, gilt als wichtiger Stabilitätsfaktor für Europa. Allerdings bergen die Länder des Balkans ein großes Konfliktpotenzial, das langfristig auch die Stabilität in Europa gefährden kann. Die aktuellen Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo zeigen, wie fragil die Lage auf dem Balkan ist. Bis heute erkennen Serbien, Russland, China, Indien, Spanien und Griechenland die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an.

Während die ehemaligen Sowjetstaaten Estland, Lettland und Litauen Russland seit vielen Jahren deutlich kritisch gegenüberstehen und seit 2004 Mitglied der EU sind, ist die Haltung gegenüber Russland auf dem westlichen Balkan eher indifferent. Laut einer Umfrage würden sich 40 Prozent der serbischen Bevölkerung lieber Russland anschließen, als den Beitrittsprozess der EU weiter fortzuführen.

Hinzu kommt, dass einige der Balkanländer, denen bereits 2003 eine EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt wurde, seit Jahren auf einen Beitritt warten, weil sie die Kopenhagener Kriterien für eine Aufnahme – Stichworte Rechtsstaatlichkeit, Medienfreiheit und Korruption – einfach nicht erfüllen.

Die Regierungen der Balkanstaaten sind zum Teil tief enttäuscht von der EU, gleichzeitig gibt es zu wenig Fortschritte bei den ungelösten Konflikten. Die kürzlich gefundene Formel zur Überwindung des Streits zwischen Bulgarien und Nordmazedonien könnte sich als wenig nachhaltig erweisen. Kurzum, die Region muss endlich zu einer außenpolitischen Priorität für die gesamte EU werden, um neue Risiken der Instabilität und der Zentrifugalkräfte zu minimieren.

Am 15. September diskutiert Botschafter Wolfgang Ischinger, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, in einem Special Talk im Rahmen des M100 Sanssouci Colloquiums mit Vjosa Osmani-Sadriu, seit April 2021 Präsidentin der Republik Kosovo, welchen Beitrag der Westbalkan angesichts einer neuen Weltordnung zu einer stabilen Europäischen Gemeinschaft leisten kann und wie Europa sein Verhältnis zu Russland in Zukunft gestalten sollte.

Thema M100 Sanssouci Colloquium 2022
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