Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Yücel,
sehr geehrter Herr Lindner,
sehr geehrte Frau Pohl,
liebe Mitglieder des Beirats,
sehr verehrte Gäste,
ich heiße Sie herzlich willkommen zur 14. Verleihung des M100 Media Award im Potsdam Museum. Wir freuen uns, dass Sie alle hier sind, um den Journalisten Deniz Yücel zu ehren.
Als Türkei-Korrespondent der WELTN24-Gruppe hat Deniz Yücel mit seiner unbequemen Berichterstattung – u.a. über den Kurdenkonflikt und Korruption in Regierungskreisen – immer wieder den Unmut des Erdogan-Regimes auf sich gezogen. Wegen angeblicher „Terrorpropaganda“ wurde Deniz Yücel Anfang 2017 verhaftet und verbrachte ein Jahr ohne Anklage in Untersuchungshaft – davon über 9 Monate in Einzelhaft. Und selbst im Gefängnis setzte er sich unerschrocken und konsequent für einen kritischen und unabhängigen Journalismus ein. Dies erfordert viel Mut – und dient als leuchtendes Beispiel in einer Zeit, in der Autokraten und Populisten die Werte einer freien und offenen Gesellschaft bedrohen. Herr Yücel, für Ihren Mut und Ihre Kompromisslosigkeit im Dienste der Pressefreiheit wollen wir sie heute würdigen und es ehrt uns sehr, dass Sie persönlich nach Potsdam gekommen sind, um den Preis entgegen zu nehmen.
Seit Februar 2018 ist Deniz Yücel wieder frei, doch der Prozess gegen ihn wird fortgesetzt. Möglicherweise wird er das Heimatland seiner Familie künftig nicht mehr betreten können, ohne verhaftet zu werden. Der Preis, den er und andere Journalisten und Journalistinnen zahlen, um uns mit wahrhaftigen Nachrichten und Berichten zu versorgen, ist zuweilen sehr hoch. In der Türkei ist er in diesen Tagen viel zu hoch. Über 150 Journalistinnen und Journalisten sitzen im Gefängnis, Dutzende haben das Land verlassen und leben im Exil. Korrespondenten und Korrespondentinnen deutscher und europäischer Medien sitzen ebenfalls in türkischen Gefängnissen oder mussten das Land verlassen. Eine Vielzahl der Medien in der Türkei wurde vom Staat gleich ganz geschlossen oder mit neuem und loyalem Personal besetzt. Türkische Journalistinnen und Journalisten sollen zum Schweigen gebracht werden. In der Türkei ruft man derzeit den Slogan: „Die Wahrheit kann nicht eingesperrt werden!“ Mit dem M100 Media Award wollen wir auch an all diejenigen erinnern, die für ihren Ruf nach der Wahrheit in Gefängnissen sitzen oder aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Aber nicht nur in der Türkei gerät die freie Presse zunehmend unter Druck. Mit einer wütenden Twitter-Salve reagierte US-Präsident Donald Trump letztlich auf das Enthüllungsbuch des legendären US-Reporters Bob Woodward sowie die Enthüllungen eines anonymen Regierungsmitarbeiters in der New York Times und forderte den Kongress dazu auf, die Gesetzgebung gegen Verleumdung zu verschärfen, ergo: die Meinungsfreiheit einzuschränken. Inwieweit sich die Präsidentschaft Donald Trumps auf das aktuelle transatlantische Verhältnis und auf die Agenda der EU auswirkt, und ob die Medien – die neben der Bedrohung durch Autokraten und Populisten auch zunehmend vor wirtschaftlichen Herausforderungen durch neue Technologien stehen – noch die Kraft und Relevanz haben, die Einheit und Handlungsfähigkeit Europas zu stärken. Darüber haben Sie heute den ganzen Tag diskutiert. Und ich hoffe, Sie sind zu ermutigenden Ergebnissen gekommen.
Die Preisverleihung zieht auch einen wichtigen Bogen zu unseren 25 Nachwuchsjournalisten und -journalistinnen, die heute Abend hier im Publikum sitzen. Gefördert vom Auswärtigen Amt und dem National Endowment for Democracy haben sie sich in der vergangenen Woche im Medieninnovationszentrum in Babelsberg, bei Alex TV und im Téléfonica Basecamp mit der Frage beschäftigt, wie man Journalismus und politische Bildung weiter in die sozialen Netze hinein tragen kann. Ich hoffe, dass der Workshop Ihnen neue Erkenntnisse gebracht hat und Sie mit diesem neuen Wissen ihre Projekte realisieren können. Diese jungen Journalistinnen und Journalisten sind aus Europa, den Ländern der Östlichen Partnerschaft und aus Russland und damit teilweise aus Ländern, in denen die Freiheit der Presse auch nicht immer groß geschrieben wird. Wenn sie lernen, den Fake News und dem Hate Speech auf Facebook, Twitter & Co wahrhaftige Berichterstattung entgegen zu setzen und unabhängige politische Meinungsbildung zu fördern, dann sieht es für die Zukunft der Pressefreiheit hoffentlich nicht ganz so düster aus, wie man im Moment vermuten könnte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
das Sanssouci Colloquium ist für viele mittlerweile ein fester Termin im Jahreskalender geworden, und das zeigt auch die Qualität dieser Veranstaltung. Ich möchte dem M100-Beirat und dem Produktionsteam auch in diesem Jahr dafür herzlich danken.
Danken möchte ich auch den Förderern und Sponsoren, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben, an erster Stelle dem Medienboard Berlin-Brandenburg, das seit Jahren treu zu M100 steht, dem Auswärtigen Amt sowie dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Wir danken der Potsdamer Agentur Medienlabor sowie last but not least L’Eau Sanssouci, das diese Veranstaltung ebenfalls unterstützt. Dank auch an unsere Partner, die Deutsche Welle und den rbb als Medienpartner; sowie Reporter ohne Grenzen, Sourcefabrik und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
Für mich ist diese Veranstaltung die letzte als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam. Deshalb möchte ich mich auch persönlich noch einmal bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Mitwirkenden und Gästen für 14 spannende Jahre M100 bedanken.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren, einen schönen, festlichen, anregenden und bewegenden Abend und übergebe nun das Wort an den Bundesvorsitzenden der Freien Demokraten und Vorsitzenden der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, Christian Lindner.
Herzlichen Dank.