Willkommensrede des Oberbürgermeisters der Stadt Potsdam Jann Jakobs

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Staatssekretär,
sehr geehrte Frau Sindejewa,
sehr geehrte Frau Koch,
liebe Mitglieder des Beirats,
sehr verehrte Gäste,

ich heiße Sie herzlich willkommen zur 13. Verleihung des M100 Media Award im Orangerieschloss von Sanssouci. Wir freuen uns, dass Sie alle heute den Weg nach Potsdam gefunden haben, um eine besondere Frau zu ehren.

Mit Natalja Sindejewa zeichnen wir eine Frau aus, die vieles verkörpert, was diesen Preis charakterisiert: Mut, Beharrlichkeit und einen unerschütterlichen Glauben an die Bedeutung einer unabhängigen Berichterstattung. Das macht sie zu einem Vorbild für die Verteidigung von Demokratie und  Presse- und Meinungsfreiheit, und es ehrt uns, dass Sie heute hier sind, um diesen Preis entgegenzunehmen, Frau Sindejewa.

Natalia Sindejewa ist weder eine Aktivistin noch eine Märtyrerin, sie ist einfach eine Journalistin, die ihre Arbeit macht, trotz großer Einschränkungen, Bedrohungen und Risiken, der sie und ihre Mitarbeiter ausgesetzt sind. Sie glaubt daran, was sie tut. Und dass es richtig ist. Deshalb ist sie ein Symbol für alle Journalisten, die ihrer Arbeit ebenso nachgehen wollen, unabhängig von staatlichem oder wirtschaftlichem Einfluss. Die einfach die Welt zeigen wollen, wie sie ist. Es geht um unabhängigen Journalismus, der verteidigt und gestärkt werden muss. Denn ohne unabhängigen Journalismus, ohne unabhängige Berichterstattung ist keine Demokratie möglich.

Wenn wir uns – wie im Titel des diesjährigen M100 Sanssouci Colloquiums und wie Can Dündar heute Morgen in seiner großartigen Eröffnungsrede – die Frage nach Demokratie oder Despotismus stellen, dann hat das ganz wesentlich mit der Existenz von freien, unabhängigen Medien zu tun. Diese Existenz ist in vielen europäischen Ländern zunehmend bedroht, im Osten wie im Westen. Ich muss hier nicht auf einzelne Beispiele eingehen. Wir kennen sie alle. Und auch hier, wo wir jetzt stehen, an diesem Ort, in diesem Land, gab es 40 Jahre lang keine freie Presse. Jetzt, fast 28 Jahre nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs, sehen wir uns zunehmend von repressiven, antidemokratischen Entwicklungen umgeben, die auch die freie Meinungsäußerung bedrohen. Ihre Gründe sind vielfältig und komplex, und sie wurden heute den ganzen Tag über intensiv hier in der Orangerie diskutiert.

Die Preisverleihung zieht auch einen wichtigen Bogen zu unseren 15 Nachwuchsjournalisten, die heute Abend hier im Publikum sitzen. Gefördert vom Auswärtigen Amt und der ZEIT-Stiftung haben sie sich in der vergangenen Woche im Medieninnovationszentrum in Babelsberg mit der Frage beschäftigt, wie man unabhängigen Journalismus finanziert. Ich hoffe, dass der Workshop Ihnen neue Erkenntnisse gebracht hat und Sie mit diesem neuen Wissen ihre Projekte realisieren können. Diese jungen Journalisten sind alle aus den Ländern der Östlichen Partnerschaft und aus Russland. Die Finanzierung von unabhängigem Journalismus ist eine Aufgabe, der sich alle Teile der Gesellschaft in allen Teilen Europas widmen sollten; die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft viel intensiver unterstützen sollten. Denn ohne freie Medien sind keine freien Gesellschaften möglich und ohne freie Gesellschaften ist auch die Wirtschaft bedroht. Leider ist der Wirtschaft dieser Zusammenhang nicht immer bewusst. Frau Sindejewa kann davon ein Lied singen, und ich bin sicher, dass wir es in ihrer Dankesrede hören werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
fast 80 von Ihnen – führende Journalisten, Historiker und Vertreter politischer Organisationen aus ganz Europa und den USA – haben heute den ganzen Tag hier in der Orangerie über Demokratie, Despotismus und die Rolle der Medien diskutiert. Dieser jährliche Austausch, der seit 2005 stattfindet, ist für viele mittlerweile ein fester Termin im Jahreskalender geworden, und das zeigt auch die Qualität dieser Veranstaltung, die nicht nur mit dieser einzigartigen Location zu tun hat, sondern vor allem mit den Menschen, die hinter diesem Projekt stehen. Das sind auf der einen Seite meine Kolleginnen und Kollegen vom Beirat und auf der anderen Seite das kleine Team, das diese Veranstaltung jedes Jahr stemmt. Ihnen an dieser Stelle herzlichen Dank dafür.

Danken möchte ich auch den Förderern und Sponsoren, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben, an erster Stelle dem Medienboard Berlin-Brandenburg, das seit Jahren treu zu M100 steht, dem National Endowment for Democracy in Washington und dem Auswärtigen Amt. Wir danken oz capital und seinem Geschäftsführer Olaf Zachert ebenso wie der Potsdamer Agentur Medienlabor, die M100 in diesem Jahr eine wunderbare neue Website geschenkt hat, sowie last not least Facebook, das diese Veranstaltung ebenfalls unterstützt. Dank auch an unsere Partner, die Deutsche Welle und den rbb als Medienpartner; sowie den jungen Thinktank Polis180, Reporter ohne Grenzen, Sourcefabrik und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

13 Jahre – wären wir abergläubisch, hätten wir diese 13.  Veranstaltung ausfallen lassen müssen, so wie es ja in vielen Hochhäusern auch kein 13. Stockwerk gibt und in manchen Fluglinien keine 13. Sitzreihe. Aber die Zahl 13 bedeutet ja nicht nur Unglück, sondern sie steht auch für Wandel und Umbruch, Transformation, Loslassen, Abschied, Neubeginn und Wachstum. Von daher passt die Zahl 13 perfekt zur diesjährigen Veranstaltung, in der es genau um diese Themen geht. Lassen Sie uns gemeinsam die Chance nutzen und in ein neues Europa aufbrechen. Helfen Sie mit, unsere demokratischen Werte zu verteidigen und zu stabilisieren. Und lassen Sie uns hoffen, wenn wir uns nächstes Jahr an dieser Stelle wiedersehen, dass die dunklen Mächte nicht gewonnen haben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren, einen schönen, festlichen, anregenden und bewegenden Abend und übergebe nun das Wort an Staatssekretär Lindner.

Herzlichen Dank.