5. April 2024. Wir trauern um Hella Pick, die am gestrigen Donnerstag, drei Wochen vor ihrem 97. Geburtstag, in London verstorben ist. Hella Pick war eine außergewöhnliche Frau mit einem außergewönlichen Leben.
Hella war von Anbeginn des M100 Sanssouci Colloquiums als treue Begleiterin und wichtige Impulsgeberin dabei. Sie war damals eine sehr enge Mitarbeiterin und Vertraute von M100-Ko-Gründer Lord Weidenfeld und unter anderem für sein Debattenformat „Club of Three“ zuständig. Zuvor hatte sie 30 Jahre als Außenpolitikjournalistin für den „Guardian“ gearbeitet und galt als DIE Grand Dame des politischen Journalismus. Sie war eine Pionierin, die in den 1950er Jahren in die von Männern dominierte Welt des außenpolitischen Journalismus eingetreten war. Sie bereiste die ganze Welt, traf Präsidenten wie John F. Kennedy, interviewte Minister und Könige und war viele Jahre immer wieder zu Gast in Werner Höfers Presseclub, natürlich als einzige Frau.
Hella Pick wurde am 24. April 1927 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Im März 1939 setzte ihre Mutter das elfjährige Kind in einen der letzten Kindertransporte nach London. Über diese Zeit hat sie noch am 30. Januar bei der Eröffnung der Ausstellung „I said ‚Auf Wiedersehen'“ der Berthold Leibinger Stiftung GmbH in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Yad Vashem e.V. im Deutschen Bundestag gesprochen.
Sie studierte Politikwissenschaft an der London School of Economics und machte als außenpolitische Journalistin Karriere. „Frauen im Außenressort wurden als exotisch angesehen und von einer abgeschotteten, ausschließlich männlichen Welt mit ihrem bewährten Mix aus Kameradschaft und scharfer Konkurrenz fast immer als unerwünschte Eindringlinge wahrgenommen“, schreibt sie in ihrer Autobiografie „Unsichtbare Mauern„, die letztes Jahr auf Deutsch im Czernin Verlag erschienen ist. Es beschreibt „die abenteuerliche Reise einer der größten Journalistinnen zu den Gipfeln und Abgründen der Zeitgeschichte“ und ist nicht nur für Journalisten eine wunderbare, erkenntnisreiche und spannende Lektüre.
Nachdem Hella einige Jahre für das Magazin „West Africa“ gearbeitet hatte, wechselte sie zum „Guardian“, wo sie viele Jahre als Korrespondentin für die Vereinten Nationen und später als internationale Korrespondentin arbeitete. Hella hat bis zum Schluss gearbeitet. Noch mit über 90 Jahren hat sie Konferenzen in aller Welt organisiert. Sie war fast jedes Jahr bei M100, nur letztes Jahr hat sie es nicht geschafft, weil sie in Wien die deutsche Ausgabe ihrer Memoiren vorgestellt hat. Hella war eine große, einmalige, beeindruckende und inspirierende Frau, die wir alle sehr vermissen werden.