Begrüssung: Mike Schubert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam
Laudatio: Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP
Dankesrede: Leonid Volkov, Politiker, Stabschef und politischer Direktor des Teams von Alexei Nawalny
Der diesjährige M100 Media Award wird an den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny und seine Stiftung FBK (Anti-Corruption Foundation) verliehen. Den Preis für den seit Januar inhaftierten Nawalny nimmt sein engster Mitarbeiter und Vertrauter Leonid Volkov am 6. Oktober im Schlosstheater des Neuen Palais in Potsdam entgegen. Die Laudatio hält der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner, der sich seit Monaten für die Freilassung Nawalnys einsetzt.
Mit der Wahl Nawalnys setzt der Beirat des M100 Sanssouci Colloquiums unter Vorsitz des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Verteidigung europäischer Werte durch eine unabhängige Opposition und Zivilgesellschaft, faire Justizverfahren und das Recht auf Ausübung grundlegender Menschenrechte. Die Preisvergabe dient auch als Symbol für fast 400 politische Gefangene in Russland, für ermordete Politiker und Journalisten und für den Kampf gegen zunehmenden Autokratismus in Europa.
Alexei Nawalny ist der Führer der russischen Opposition und Gründer der Antikorruptionsstiftung FBK. Bekannt wurde er durch seine Anti-Korruptions-Ermittlungen gegen staatliche Unternehmen und hochrangige Regierungsbeamte. Bei den Moskauer Bürgermeisterwahlen von 2013 belegte er den zweiten Platz. Im Jahr 2018 trat er im Wahlkampf auf, durfte aber nicht auf dem Stimmzettel für die russischen Präsidentschaftswahlen erscheinen. Am 20. August 2020 wurde er vor oder auf einem Flug von Tomsk nach Moskau mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet. Auf Bestreben seiner Familie und prominenter Unterstützer wurde er in die Berliner Charité verlegt, wo er einen Monat lang im Koma lag. Er überlebte und kehrte nach einer Rehabilitationsphase am 17. Januar 2021 nach Russland zurück, wo er sofort verhaftet wurde. Weil er aufgrund seines Krankenhausaufenthalts in Deutschland gegen Bewährungsauflagen aus einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll, wurde er zu einer zweieinhalbjährigen Straflager-Haft verurteilt.
Statements zur Preisbegründung des M100-Beirats
Stephan-Andreas Casdorff, Herausgeber Der Tagesspiegel
Alexej Nawalny, Preisträger in diesem Jahr – wer sonst? Immerhin geht es um das alles: um die Verteidigung der Meinungsfreiheit, der demokratischen Werte überhaupt, zu denen auch eine unabhängige Opposition, faire Justizverfahren und das Recht auf Ausübung grundlegender Menschenrechte gehören. Ja, und Nawalny, weil er zum Symbol geworden ist: für fast 400 politische Gefangene in Russland, für ermordete Politiker und Journalisten und für den Kampf gegen zunehmenden Autokratismus in Europa.
Kai Diekmann, Gründer und Gesellschafter, Deutsche Fondsgesellschaft (DFG) und Storymachine
Mit der Verleihung des M100 Media Award an Alexej Nawalny appellieren wir an die EU und die demokratische Welt, Alexej Nawalny – und alle anderen inhaftierten demokratischen Oppositionelle weltweit – nicht zu vergessen und nicht im Stich zu lassen. Russland ist Mitglied des Europarats und Mitunterzeichner der Europäischen Menschenrechtskonvention. Nicht auf die Einhaltung dieser Verpflichtung und damit auf die Freilassung Nawalnys zu pochen, wäre ein fatales Zeichen und würde die Demokratie weiter schwächen.
Astrid Frohloff, TV-Moderatorin und Journalistin, rbb Fernsehen
Mit seinem Mut und seiner Beharrlichkeit, Korruption und Machtmissbrauch der Eliten in Russland immer wieder anzuprangern, verdient Alexei Nawalny höchste Anerkenneung. Trotz der massiven Drangsalierungen durch das Regime lässt er sich nicht einschüchtern. Sein Einsatz für Menschenrechte und Meinungsfreiheit unter Inkaufnahme persönlichen Leids ist unglaublich bewundernswert. Die Preisvergabe an Alexei Nawalny setzt zugleich auch ein Zeichen für die fast 400 politischen Gefangenen, für ermordete Politiker und Journalisten in Russland.
Christoph Lanz, Head of Board, Thomson Media, Deutschland/UK
Alexej Nawalny setzt sich mit aller Kraft und unter Lebensgefahr für eine demokratische Zukunft Russlands ein. Dafür gebührt ihm Hochachtung und jede mögliche Unterstützung. Ihn mit dem diesjährigen M100 Media Award auszuzeichnen, ist Ausdruck der Solidarität mit diesem Mann, der sein Leben dem Kampf gegen Korruption und für Demokratie in Russland verschrieben hat.
Leonard Novy, Direktor Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM)
Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Medienfreiheit sind untrennbar miteinander verbunden. Insofern ist diesjährige M100 Media Award ein Zeichen unserer Anerkennung für den Kampf von Alexej Nawalny – und ein Zeichen unserer Solidarität mit allen Oppositionellen, Aktivist*innen und Journalist*innen, die sich wie Alexej Nawalny unter Einsatz ihres Lebens für ein pluralistisches, demokratisches Russland einsetzen.
Christian Rainer, Chefredakteur und Herausgeber Profil, Österreich
Zum ersten Mal seit dem Kollaps der Sowjetunion scheint die Welt an einem Schweideweg zwischen den Mächten der Demokratie und der Autokratie zu stehen: Russland, China und viele andere auf der einen Seite, Europa und die USA auf der anderen. Alexej Nawalny stemmt sich mit selbstloser und selbstzerstörerischer Kraft gegen die Despoten und die Zyniker. Er kämpft für Werte, die wir in Hunderten Jahren dem System von Tausenden Jahren abgerungen haben. Möge er seinen Erfolg unbeschadet erleben!
Sabine Schicketanz, Chefredakteurin Potsdamer Neues Nachrichten
Alexej Nawalny prangert mit größtem persönlichem Mut unter Einsatz seines Lebens Korruption der Eliten an, Willkür von Gerichten und Behörden. Er lässt sich nicht einschüchtern und verteidigt massiv bedrohte und eingeschränkte demokratische Werte in seiner Heimat – Meinungsfreiheit, Schutz der Bürger- und Menschenrechte, Akzeptanz einer politischen Opposition, Rechtsstaatlichkeit. Die Auszeichnung für den trotz aller Proteste westlicher PolitikerInnen und Regierungen und Appelle zu seiner Freilassung weiterhin inhaftierten Nawalny und das nunmehr verbotene Netzwerk seiner Mitstreiter, der FBK-Stiftung, soll auch Zeichen der Unterstützung sein für Opposition und Zivilgesellschaft in Russland.