Aktuelles

Olena Kuk: Wir haben uns daran gewöhnt, in Kriegszeiten zu leben

Olena Kuk ist Redakteurin der öffentlichen Rundfunkanstalt der Ukraine. Zuvor war sie Fernsehredakteurin bei der inzwischen geschlossenen News Group Ukraine. Davor arbeitete sie als Auslandsnachrichten-Redakteurin und Sonderkorrespondentin des nationalen Fernsehsenders „Ukraine“/“Ukraine24“. In dieser Funktion wurde sie nach der Eskalation des russischen Krieges gegen die Ukraine Teil des nationalen ukrainischen Nachrichten-Telethons „United News“. In diesem Projekt haben sich sieben der größten ukrainischen Fernsehsender zusammengeschlossen, um seit dem 24. Februar 2022 rund um die Uhr Nachrichten zu senden. Sie hat 2022 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: @KukOlena

Normalerweise beginnt mein Tag mit dem Klingeln des Weckers, aber heute, wie so oft in diesem Jahr, wurde er durch die Sirene des Luftalarms verstärkt. Manchmal ertönten diese Geräusche in einer anderen Reihenfolge, was mich spät in der Nacht aufwecken könnte, weil Russland nachts einen Massenangriff auf uns Ukrainer vorbereitet. Das macht mich wirklich wütend, hauptsächlich wegen des Schlafmangels, nicht wegen der Gefahr. Es klingt schrecklich, aber wir haben uns daran gewöhnt, in diesem Jahr des umfassenden russischen Krieges gegen die Ukraine mit einem ständigen Gefühl der Gefahr zu leben.

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Roman Melnyk: Gegen Fake News, Korruption und Machmissbrauch

Roman Melnyk ist Bürgeraktivist, Politikwissenschaftler, Data-Journalist und u.a. Ko-Gründer der ukrainischen NGO Wikipatrol. Er konnte seine Familie, die aus Kyiv und Russland stammt, in die EU in Sicherheit bringen. Er hat 2014 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: @Rom_Melnyk

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich mein Leben verändert. Davor war ich in der Beratung tätig und unterstützte ukrainische Politiker und internationale Unternehmen. Außerdem gründete ich eine Bürgerinitiative namens „Wikipatrol“, deren Ziel es ist, russische Propaganda und russische neoimperiale Narrative auf Wikipedia zu bekämpfen. Dank meiner Erfahrung als Redakteur und meiner jahrelangen Arbeit in der Öffentlichkeit habe ich im Jahr 2020 zusammen mit meinen Freunden ein Freiwilligenteam gegründet, das Artikel über die Ukraine in verschiedenen Sprachen auf Wikipedia verfasst und Manipulationen und Ungenauigkeiten aufdeckt und korrigiert.

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Olha Novikova: Der Krieg, rückwärts gesehen

Olha Novikova stammt aus Dnipro, wo sie für eine große ukrainische Zeitung gearbeitet hat. 2015 war sie Teilnehmerin des M100YEJ. Heute lebt sie in München und arbeitet als SAP Security Consultant bei einem großen Unternehmen.

Januar 2023. Für einige Sekunden höre ich auf zu existieren, als ich den Namen meiner Heimatstadt lese. Ein neunstöckiger Wohnblock wird von einer russischen Rakete getroffen. Wir haben noch keine Luftabwehr für diesen Raketentyp. Anstelle der neun Stockwerke sehe ich ein großes Loch und einen Haufen Schutt. Ich bin wie versteinert. Es sieht aus wie jedes andere Haus in meiner Nachbarschaft. Diese typischen Gebäude aus der Sowjetzeit, Sie wissen schon. Wir sind im Osten, in der Nähe der Frontlinie: Tag und Nacht gibt es stundenlang Fliegeralarm, ständige Stromausfälle machen es unmöglich, Aufzüge zu benutzen, oft schlagen Raketen ein, bevor die Sirene losgeht, niemand versteckt sich mehr im Luftschutzkeller. Unter den Trümmern müssen Menschen liegen: Kinder, ganze Familien. Ich lese den Namen der Straße und atme aus: NOT MINE.

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