Olha Novikova stammt aus Dnipro, wo sie für eine große ukrainische Zeitung gearbeitet hat. 2015 war sie Teilnehmerin des M100YEJ. Heute lebt sie in München und arbeitet als SAP Security Consultant bei einem großen Unternehmen.
Januar 2023. Für einige Sekunden höre ich auf zu existieren, als ich den Namen meiner Heimatstadt lese. Ein neunstöckiger Wohnblock wird von einer russischen Rakete getroffen. Wir haben noch keine Luftabwehr für diesen Raketentyp. Anstelle der neun Stockwerke sehe ich ein großes Loch und einen Haufen Schutt. Ich bin wie versteinert. Es sieht aus wie jedes andere Haus in meiner Nachbarschaft. Diese typischen Gebäude aus der Sowjetzeit, Sie wissen schon. Wir sind im Osten, in der Nähe der Frontlinie: Tag und Nacht gibt es stundenlang Fliegeralarm, ständige Stromausfälle machen es unmöglich, Aufzüge zu benutzen, oft schlagen Raketen ein, bevor die Sirene losgeht, niemand versteckt sich mehr im Luftschutzkeller. Unter den Trümmern müssen Menschen liegen: Kinder, ganze Familien. Ich lese den Namen der Straße und atme aus: NOT MINE.