M100 Sanssouci Colloquium and M100 Media Award 2023

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Aktuelles

Olha Novikova: Der Krieg, rückwärts gesehen

Olha Novikova stammt aus Dnipro, wo sie für eine große ukrainische Zeitung gearbeitet hat. 2015 war sie Teilnehmerin des M100YEJ. Heute lebt sie in München und arbeitet als SAP Security Consultant bei einem großen Unternehmen.

Januar 2023. Für einige Sekunden höre ich auf zu existieren, als ich den Namen meiner Heimatstadt lese. Ein neunstöckiger Wohnblock wird von einer russischen Rakete getroffen. Wir haben noch keine Luftabwehr für diesen Raketentyp. Anstelle der neun Stockwerke sehe ich ein großes Loch und einen Haufen Schutt. Ich bin wie versteinert. Es sieht aus wie jedes andere Haus in meiner Nachbarschaft. Diese typischen Gebäude aus der Sowjetzeit, Sie wissen schon. Wir sind im Osten, in der Nähe der Frontlinie: Tag und Nacht gibt es stundenlang Fliegeralarm, ständige Stromausfälle machen es unmöglich, Aufzüge zu benutzen, oft schlagen Raketen ein, bevor die Sirene losgeht, niemand versteckt sich mehr im Luftschutzkeller. Unter den Trümmern müssen Menschen liegen: Kinder, ganze Familien. Ich lese den Namen der Straße und atme aus: NOT MINE.

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Anna Romandash: Ich hoffe, dass Emphatie kein Verfallsdatum hat

Anna Romandash ist eine preisgekrönte Journalistin, die u.a. für CNN, Radio Free Europe, Open Government Partnership, Freedom House und der Deutschen Welle arbeitet. Normalerweise arbeitet sie als Reporterin und Expertin für digitale Politik mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Medienentwicklung, Menschenrechten und dem Zugang zu Informationen.Jetzt berichtet sie über den Krieg. Sie hat 2015 am M100YEJ teilgenommen.
Twitter: @annaromandash

Ich bin gespannt, was der Jahrestag bringt. Der Krieg begann jedoch schon vor sehr langer Zeit. Es gab einen Krieg im Donbas und die Annexion der Krim seit 2014. Es gab eine hybride Kriegsführung und Propagandakampagnen. Es gab Geschichtsmanipulationen und eine Normalisierung des russischen Imperialismus, eine beleidigende Sprache gegenüber der Ukraine und den Ukrainern und Versuche, den Staat von innen heraus zu spalten.

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Olesia Tytarenko: Angst, dass meine Kontakte eines Tages nicht mehr online sind

Olesia Tytarenko ist stellvertretende Chefredakteurin der Nachrichten bei der Nationalen öffentlichen Rundfunkanstalt der Ukraine (Suspilne) und ehemalige Sonderkorrespondentin von Radio France Internationale in Kiew. Sie hat 2017 am M100YEJ und 2022 am M100Colloquium teilgenommen.
Twitter: @OlesiaTytarenko

Dieser Krieg ist online. Seit dem 24. Februar habe ich eine Menge über Raketen, Drohnen und Stromausfälle gelernt. Die High Society der Patriots, Leopards und F-16 ersetzte die zuvor gewünschte Welt der Eighth Avenue, des Quai d’Orsay und von Boston, MA. In diesen 12 Monaten habe ich den Journalismus wiederentdeckt, mich an das System der Eilmeldungen gewöhnt und meine eigenen Kriegserfahrungen verarbeitet. Ich bin in meiner Heimat geblieben und viel im Land herumgereist. Als hätte ich Angst, die Felder, die grenzenlose Steppe, das abfallende Ufer des Dnjepr nie wieder zu sehen. Wie nie zuvor genoss ich die Familienwochenenden, das Begrüßungsessen meiner Mutter, das Kichern meines Bruders und das „Bis bald“ meines Vaters, als ich den Zug zurück nach Kiew bestieg. Als ob…

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