Hauptrede Sihem Bensedrine

Meine Damen und Herren,
Guten Abend,

 

vor zehn Jahren wurde die Welt durch die willkürlichen Angriffe von 9/11 erschüttert. Sie traumatisierten die Welt und machten Tausende von Menschen zu Opfern. Die offizielle Reaktion war, die Angriffe mit Gewalt zu kontern. Präsident Bush erklärte, dass die Genfer Konvention nicht anwendbar und Folter legal sei. Mit Hilfe dieser Dokumente entführte und inhaftierte die CIA, im Namen der Vereinigten Staaten, Tausende von mutmaßlichen „Terroristen“, deren einziges Verbrechen darin bestand, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.

Nur bei 14 dieser Gefangenen wurde herausgefunden, dass sie eine enge Beziehung zu Al-Qaida haben. Die Bush-Administration argumentierte, dass das Recht zu foltern notwendig sei für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Im Namen dieses Prinzips schuf er spezielle Gerichte, die keinerlei Recht unterzogen waren, sowie geheime Gefängnisse in aller Welt. Der Zustand der Gesetzlosigkeit wurde alltäglich in einer der ältesten Demokratien. Ein Sicherheits-Arsenal wurde eingerichtet, die Verletzung der bürgerlichen Freiheiten und eine die Politik begleitende Besessenheit nach Sicherheit stand der Bewegungsfreiheit gegenüber. Das primäre Ziel dieser Sicherheitspolitik waren vor allem Araber und Muslime, die verdächtigt wurden, potentielle Terroristen zu sein und präventiv angeklagt wurden, eine Verschwörung gegen die Sicherheit des Westens zu planen. Das Vorurteil bestrafte Araber und Muslime und kultivierte Hass. Zehn Jahre später widerspricht die Arabische Revolution diesem Vorurteil. Araber mögen keine Streitigkeiten, und nicht alle von ihnen sind Terroristen. Und sie sind in der Lage, Demokratie zu gestalten.

Die Demokratie bedeutet nicht einen Triumph des Islamismus. Der Preis des Islam war der Grund, der die Unterstützung für Diktatoren durch demokratische Länder rechtfertigte. Aber die Sehnsucht nach Freiheit unseres Volkes war so stark, dass es die Diktatoren gestürzt und allen Randgruppen in der Welt Hoffnung gegeben hat; Hoffnung, dass Freiheit stark ist und Despotismus nichts Unabwendbares. Hoffnung, dass wir die Welt ohne Gewalt ändern können. Hoffnung, dass die Würde des Menschen das oberste Ziel für alle politischen Entscheidungsträger sein möchte und sollte. Heute haben wir die Voraussetzung für einen fairen und freien Dialog zwischen West und Ost. Anstelle des Clash of Civilizations müssen wir uns um die Versöhnung zwischen den westlichen Ländern und der arabischen Welt bemühen.

Eine Demokratie aufzubauen ist eine große Herausforderung für uns, und es dauert seine Zeit. Der Aufbau von Vertrauen zwischen Ihnen und uns ist jetzt möglich. Ich glaube, wenn wir uns sehr darum bemühen, können wir erfolgreich sein.

Vielen Dank!