11. Dezember 2023. Götz Hamann, Reporter Technologie und Digitale Gesellschaft bei ZEIT ONLINE und regelmäßiger Teilnehmer des M100 Sanssouci Colloquiums, ist in einem aktuellen Essay der „information pollution“ und Bildern als Kriegstaktik nachgegangen.
Darin beschreibt er unter anderem, wie die die israelische Firma Cyabra aus Tel Aviv in den ersten 48 Stunden nach den Morden der Hamas die großen Netzwerke TikTok, Instagram, Telegram und X nach Beiträgen über das Massaker durchsucht hat. Ein Ergebnis: „Ein Viertel der Beiträge stammte von Fake-Nutzern. Und die Schnelligkeit, mit der manipulierte Videos in Umlauf kamen, ihre Qualität, die schiere Zahl und auch die Zahl der leicht davon abweichender Varianten deuten auf staatliche Akteure hin. Niemand sonst hat solche Möglichkeiten.“
Die Ziele der staatlichen Akteure waren dabei nahezu identisch, so Hamann: „den Westen zu diskreditieren für seine Politik im Nahen Osten, aber zugleich möglichst viele Musliminnen und Muslime und damit die großen Einwanderercommunitys in Europa und den USA gegen jene Regierungen aufzuwiegeln, die Israel unterstützen. Denn die Kampagnen verstärkten die Erzählung der Hamas: Sie versuchte Terroristen zu Freiheitskämpfern zu machen und brutale Entführer zu fürsorglichen Betreuern. Damit verdrehte die Propaganda eine ohnehin schreckliche Wirklichkeit auf obszöne Weise und verwertete sie zu eigenen Zwecken. Laut Cyabra haben diese Kampagnen in den ersten 48 Stunden nach den Morden bis zu 500 Millionen Menschen erreicht. Viele von ihnen haben das Thema aufgegriffen. Die Propaganda fiel auf einen fruchtbaren Boden.“
Die antisemitischen Demonstrationen weltweit, verbunden mit dem zur Vernichtung Israels auffordernden Slogan „From the River to the Sea, Palestine will be free“, sind ein trauriger Beweis dafür.