von Denise Brechbühl
Denise Brechbühl ist freiberufliche Journalistin aus der Schweiz. Dieses Jahr nahm sie am M100 Young European Journalists Workshop in Berlin und Potsdam teil, bei dem es um Desinformation, Fake News und journalistische Unparteilichkeit in Kriegs- und Krisenzeiten ging. In einem Side-Kick diskutierten die 21 Teilnehmer aus 17 europäischen Ländern auch das wichtige Thema „Mentale Gesundheit im Journalismus„.
Kriegsbilder am Fotodesk, prekäre Arbeitsbedingungen, Berichterstattung in konfliktreichen Kriegsgebieten – viele Journalisten leiden unter psychischen Belastungen. Oft fühlen sie sich damit allein gelassen und sind dadurch anfälliger für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout. Die Medienbranche muss offener über mentale Gesundheit sprechen. Auf dem M100-Workshop konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Nachmittag lang offen darüber diskutieren.
Der Nachmittag begann mit einem Vortrag von Karin A. Wenger, Vorstandsmitglied des Vereins Junge Journalisten Schweiz JJS. Letztes Jahr führte der Verband eine Kampagne über die aktuelle Situation junger Journalisten und die psychische Gesundheit im Journalismus durch. Die Kampagne war ein Erfolg, und viele weitere Journalisten berichteten über ihre Erfahrungen in ihrem Beruf. Ich habe auch einen Text für ihren Blog geschrieben. Ich hatte mit Depressionen zu kämpfen. Das Schreiben darüber hat mir bei meinem Heilungsprozess geholfen.
Karin machte uns auf die Risiken für die psychische Gesundheit und die Einflussfaktoren aufmerksam, die zu Stress und Arbeitsbelastung in der Medienbranche führen, z. B. Überidentifikation, Druck, Geschichten zu schreiben, und schlechte Karriereaspekte. „Junge Journalisten haben Angst, Fehler zu machen, weil Redakteure sie anschreien und die Kultur lautet: ‚Wir machen keine Fehler'“, sagte Karin. Es wurde eine offene Diskussion angeregt, bei der die Teilnehmer ihre eigenen Arbeitsbedingungen, Gefühle und Ratschläge mitteilten.
Wenn ein Journalist den ersten Schritt macht, folgen ihm andere Journalisten. Bei dem Workshop wurde mir klar, dass ich nicht die einzige Journalistin bin, die in ihrem Beruf mit psychischem Stress zu kämpfen hat. Später am Abend unterhielten wir uns im Hotelzimmer mit drei anderen Teilnehmern des Workshops über unsere Erfahrungen. Wir wollten etwas gemeinsam unternehmen und machten ein Brainstorming. Am Ende des Workshops mussten alle Teilnehmer ein Projekt vorstellen. Wir entschieden uns für „Journomind„.
„Journomind“ soll eine internationale Bewegung von Medienschaffenden werden. Ein sicherer Ort, an dem Journalisten ihre Geschichten öffentlich oder anonym erzählen können. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie sich die Arbeit als Journalist auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Wir haben eine Instagram-Seite @journomind eingerichtet. Unter #journomind laden wir Betroffene ein, sich zu vernetzen und über mentale Gesundheit zu sprechen.