Der Westen hat Frieden, weil die Ukrainer kämpfen

Von Anna Romandash

Am 24. Februar 2024 sind es zwei Jahre seit der umfassenden russischen Invasion. Doch der russische Krieg begann schon viel früher – im Winter 2014, als Russland die Krim annektierte und seine „grünen Männer“ auf die Halbinsel und in die östlichen Teile der Ukraine schickte. Damals leugnete Russland, in der Donbass-Region involviert zu sein. Seine Desinformationskampagne funktionierte – die halbe Welt glaubte an die lächerliche Idee eines Bürgerkriegs in der Ukraine und daran, dass Russland nur seine Bürger in unserem Land schützen wollte. Die Demokratien schauten weg, während die Ukraine weitgehend sich selbst überlassen wurde – und sich aus eigener Kraft gegen die russische Invasion wehren musste.

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Es geht um eine europäische Zukunft in Frieden

Von Prof. Dr. Wolfgang Ischinger

Es ist jetzt fast genau zwei Jahre her, seit Russlands Präsident Wladimir Putin den militärischen Großangriff gegen die Ukraine startete.
Drei Feststellungen lassen sich jetzt schon treffen:
1. Putin hat nicht nur sein ursprüngliches Kriegsziel, die handstreichartige Unterwerfung der Ukraine und die Beseitigung der gewählten ukrainischen Führung, nicht erreicht. Im Gegenteil: Die Ukraine hat durch die russischen Interventionen seit 2014 ihre eigene nationale Identität ganz wesentlich stärken können und sucht seither entschlossen den Weg nach Westen, in die EU und hin zur Nato.

Putin hat überdies entgegen russischen Zielsetzungen erreicht, dass traditionsreiche neutrale europäische Staaten wie Schweden und Finnland sich der Nato angeschlossen haben und dass überall im Westen seit Jahren die Verteidigungsbudgets steigen. Also 1:0 für die Ukraine und den Westen?

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Europas Zukunft entscheidet sich in der Ukraine

Von Vitali und Wladimir Klitschko

Vor zwei Jahren, am frühen Morgen des 24. Februar 2022, haben russische Truppen die Ukraine überfallen. Seitdem hat sich unser aller Leben dramatisch verändert. Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer wurden getötet, verletzt, geschändet, Kinder nach Russland verschleppt.
Tag und Nacht gibt es Bombenalarm, an vielen Stellen ist das Land verwüstet. Aber wir halten dem stand. Wir kämpfen. Nicht nur für uns, für unser Volk, unsere Identität, für unser Land, sondern auch für ein freies, demokratisches Europa. Wir verteidigen auch unsere westlichen Nachbarn, die auch auf der Liste von Putins Einverleibungsträumen stehen. Denn wenn die Ukraine fällt, wird Putin nicht mit seinem barbarischen Eroberungskrieg aufhören.

Ganz offen beschwört er eine umfassende soziale und wirtschaftliche Mobilisierung Russlands herauf und droht mit Angriffen auf osteuropäische Länder. Viele Jahre lang haben wir immer wieder vor einem massiven Angriff Putins auf die Ukraine gewarnt, aber das wollte niemand hören. Stattdessen wurden weiter Geschäfte mit dem russischen Diktator gemacht, die ihm seine Waffen und seine Armee finanziert haben.

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DFRLab: Wie die Ukraine russische Desinformation bekämpft

3. Februar 2024. Ein aktueller Forschungsbericht des Hybrid CoE, einem gemeinsamen Projekt des Europäischen Exzellenzzentrums für die Bekämpfung hybrider Bedrohungen und des Digital Forensic Research Lab (DFRLab), befasst sich mit bewährten Verfahren der Ukraine bei der Bekämpfung von Desinformation, insbesondere in der Zeit nach der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022. Viele dieser Praktiken sind das Ergebnis einer Entwicklung, die sich über das Jahrzehnt seit der Euromaidan-Revolution erstreckt.

Seit der Euromaidan-Revolution und der „Revolution der Würde“ Ende 2013/Anfang 2014 steht die Ukraine an vorderster Front der russischen Informationsaggression. Der „erstaunlichste Blitzkrieg der Informationskriegsführung, den wir je in der Geschichte der Informationskriegsführung gesehen haben“, hat sich in einen Informationskrieg der Zermürbung verwandelt, der seit einem Jahrzehnt andauert, so der Bericht. In dieser Zeit haben die Ukrainer wichtige Erfahrungen gesammelt und ihre Best Practices verfeinert. Viele westliche Beobachter begannen aber erst nach dem 24. Februar 2022, dem Kampf der Ukraine im Informationsraum mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

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Plattform Svidok: Wichtige Quelle zum Krieg in der Ukraine

1. Februar 2024. Olenka Kuk (Foto Mitte) ist eine junge ukrainische Fernsehjournalistin, die 2022 am M100YEJ teilgenommen hat. Ihr Foto mit Wladimir Klitschko und ihrer Kollegin Tania Skyba, die auf der Bühne des M100 Media Award die ukrainische Flagge schwenken, ist ikonisch.
Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei United News (dem wichtigsten Nachrichtensender, zu dem sieben große ukrainische Fernsehsender gehören) und Suspilne, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Ukraine, arbeitet sie als Kommunikationsexpertin für die gemeinnützige soziale Online-Plattform Svidok.org.
Svidok (Deutsch: Zeuge) ist eine Art öffentliches Kriegstagebuch, auf dem Menschen anonym ihre Kriegserinnerungen, persönliche Geschichten und Zeugenaussagen zu Kriegsverbrechen speichern können. „Die Plattform ist eine großartige Quelle für Journalisten, die damit Material erstellen können, das auf den Geschichten von Betroffenen basiert“, sagt Olenka Kuk. „Es ist das größte und am schnellsten wachsende Archiv mit persönlichen Geschichten von Ukrainern über die Tragödie, die Hoffnung und das tägliche Leben während dieses brutalen Krieges. Wir laden Enthüllungsjournalisten, Ermittler von Kriegsverbrechen und andere Interessierte ein, Svidok zu nutzen, um authentische Informationen über den Krieg Russlands in der Ukraine zu erhalten.“

Anna Romandash: Women of Ukraine

24. November 2023. In ihrem Buch „Women of Ukraine: Reportages from the War and Beyond“ hat Anna Romandash, preisgekrönte Journalistin aus der Ukraine und M100-Alumna, Geschichten von 33 ukrainischen Frauen gesammelt, die sie zwischen Februar 2022 und Juni 2023 interviewt hat. Die Frauen aus unterschiedlichsten Regionen und Berufen erzählen, wie sie versuchen, den Konflikt zu bewältigen und mit welchen besonderen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben.

Das Kapitel „Der Kampf Anastasiias für das Andenken ihres Verlobten in der Ukraine“ (Original: Fighting for Her Fiancé’s Legacy in Ukraine) können Sie in deutscher Übersetzung hier lesen:

April 2023
„Es war ein Freund, der mir erzählte, dass Oleksandr gestorben war“, sagt Anastasiia. „Ich weiß nicht mehr genau, was dann passiert ist. Ich habe nur geschrien und geschrien.“
So erfuhr Anastasiia Blyshchyk, dass ihr Verlobter im Kampf gefallen war. Es war der 4. Mai 2022.

„Drei Tage lang habe ich es verdrängt und gehofft, es wäre eine Lüge“, erinnert sich Anastasiia Blyshchyk, „dann bekam ich eine SMS von einem Sanitäter aus Oleksandrs Einheit. Es tut mir leid, dass ich ihn nicht retten konnte. Das war das Schlimmste, was mir passieren konnte.“

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Oleksii Pedosenko über den Wiederaufbau der Ukraine

24. Juli 2023. Oleksii Pedosenko ist Masterstudent in Regional- und Stadtplanung an der London School of Economics und M100-Alumnus. In einem Beitrag für das RICS Journals, das Einblicke von Experten in wichtigste Themen in den Bereichen bebaute Umwelt, Bauwesen, Immobilien und Landvermessung bietet, hat er sich Gedanken über den Wiederaufbau seines Heimatlandes Ukraine gemacht. Diese Wiederaufbaumaßnahmen sind in einem Ausmaß erforderlich, wie es sie seit dem Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat. Die Weltbank, so Oleksii in seinem Text, „schätzt die Kosten für den Wiederaufbau und die Erholung der Ukraine derzeit auf 411 Mrd. US-Dollar, was mehr als das Zweieinhalbfache des für 2022 geschätzten BIP des Landes ist. Und in dieser Zahl sind die jüngste Zerstörung des Kachowka-Damms am Dnjepr und die anschließenden Überschwemmungen flussabwärts noch nicht berücksichtigt.“

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China, Russland und das internationale System

Von Dr. George N. Tzogopoulos

4. Juli 2023. Den chinesisch-russischen Beziehungen wird derzeit eine große Bedeutung beigemessen. Die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern ist vielschichtig und hat das Potenzial, die internationale Ordnung zu beeinflussen. Die russische Invasion in der Ukraine stellt die Grenzen dieser Partnerschaft auf die Probe. Die Interessen Pekings und Moskaus überschneiden sich, wenn sie den Zielen der amerikanischen Außenpolitik entgegenstehen, sind aber nicht immer identisch. Solange der Krieg in der Ukraine andauert, zeichnen sich Dilemmata ab und werden Szenarien über die zukünftige Ausrichtung des internationalen Systems, Russlands Position darin und Chinas Reaktionen darauf diskutiert.

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AHG ist Partner des M100 Media Forum in Tbilisi und des M100 SC in Potsdam

15. Mai 2023. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit der Alfred Herrhausen Gesellschaft beim M100 Media Forum in Tbilisi und dem M100 Sanssouci Colloquium in Potsdam!

Das M100 Media Forum findet am 22. Juni unter dem Titel M100-Jahrestitel „Between Ambition and Disarray: The Future of Democracy“ in der georgischen Hauptstadt statt. ES wird gemeinsam vom M100 Sanssouci Colloquium, dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik IfM und der Alfred Herrhausen Gesellschaft organisiert. Kooperationspartner sind Radio Free Europe und die Friedrich-Naumann-Stiftung.

Tiflis ist die Hauptstadt einer jungen, aufstrebenden Demokratie, die unter enormem Druck steht. Georgien ist nicht nur seit der russischen Invasion im Jahr 2008 mit der ständigen Sicherheitsbedrohung durch Russland konfrontiert, sondern auch mit den konkreten Folgen des Ukraine-Kriegs in Form von Zehntausenden von Flüchtlingen. Es ist ein Land mit einer beeindruckend vitalen Zivilgesellschaft und engagierten Journalisten, die unsere Unterstützung brauchen. Die Konferenz wendet sich an Medienschaffende, NGOs und politische Entscheidungsträger sowie an die interessierte Öffentlichkeit, um über die Zukunft der Demokratie in einer internationalen Perspektive zu diskutieren.

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George N. Tzogopoulos: Der Krieg in der Ukraine und Europas Möglichkeiten

29. März 2023. “Solange der Konflikt in der Ukraine andauert, sind Vorhersagen über seine künftige Entwicklung schwer zu treffen”, schreibt Dr. George N. Tzogopoulos, Dozent und Direktor der EU-China-Programme am CIFE in seinem kürzlich erschienen Paper “The War in Ukraine and Europe’s Choice”. „Während die europäische Einigkeit seit dem 24. Februar 2022 beeindruckend ist, lauern unter der Oberfläche Spannungen. Die baltischen Länder und Polen fühlen sich in ihrer diachronen Einschätzung Russlands bestätigt und drängen auf eine muskulösere Haltung der EU, die von den anderen Mitgliedstaaten nicht unbedingt unterstützt wird. Kürzlich äußerte sich Präsident Macron milder, als er sagte, dass „Russland besiegt, aber nicht zerschlagen werden muss“.(…)
In der strategischen Sprache bringe die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine die EU in eine heikle Lage, so Tzogopoulos und entwirft drei Szenariern für ein Ende des Krieges: “Mit einem Sieg Kiews, einem Sieg Moskaus oder mit einem Patt, bei dem der Konflikt gelegentlich weitergeht und die Stabilität fragil ist.

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