17. Mai 2023. Eine gewisse Enttäuschung war Can Dündar und seiner Frau Dilek anzusehen, als am vergangenen Sonntag die ersten Hochrechnungen der Türkei-Wahl veröffentlicht wurden: Kein Erdrutsch-Sieg von Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu, keine sofortige Abwahl von Sultan Recep Tayyip Erdoğan. Im Falle eines Sieges der Opposition wären Dündar und seine Frau sofort in die Türkei zurückgekehrt. Nun müssen sie bis auf unbestimmte Zeit hierbleiben.
Nicht, dass es ihnen in Deutschland nicht gefällt, erzählen sie am Wahltag im Garten des Maxim-Gorki-Theaters, aus dem Dündar die Wahl live kommentiert hat. Aber sie vermissen ihre Heimat, ihre Familien, ihr (von der AKP konfisziertes) Haus und haben beide seit Jahren ihre alten und kranken Eltern nicht mehr gesehen.
Einen großen Anteil an diesem Ergebnis haben zwei Drittel der 1,5 Millionen in Deutschland wahlberechtigen Türken, die erneut den zunehmend autokratisch regierenden Erdoğan gewählt haben, ohne selbst in der Türkei zu leben. “Ich beobachte das seit 20 Jahren und versuche es, zu verstehen”, sagt Can Dündar.
AHG ist Partner des M100 Media Forum in Tbilisi und des M100 SC in Potsdam
15. Mai 2023. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit der Alfred Herrhausen Gesellschaft beim M100 Media Forum in Tbilisi und dem M100 Sanssouci Colloquium in Potsdam!
Das M100 Media Forum findet am 22. Juni unter dem Titel M100-Jahrestitel „Between Ambition and Disarray: The Future of Democracy“ in der georgischen Hauptstadt statt. ES wird gemeinsam vom M100 Sanssouci Colloquium, dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik IfM und der Alfred Herrhausen Gesellschaft organisiert. Kooperationspartner sind Radio Free Europe und die Friedrich-Naumann-Stiftung.
Tiflis ist die Hauptstadt einer jungen, aufstrebenden Demokratie, die unter enormem Druck steht. Georgien ist nicht nur seit der russischen Invasion im Jahr 2008 mit der ständigen Sicherheitsbedrohung durch Russland konfrontiert, sondern auch mit den konkreten Folgen des Ukraine-Kriegs in Form von Zehntausenden von Flüchtlingen. Es ist ein Land mit einer beeindruckend vitalen Zivilgesellschaft und engagierten Journalisten, die unsere Unterstützung brauchen. Die Konferenz wendet sich an Medienschaffende, NGOs und politische Entscheidungsträger sowie an die interessierte Öffentlichkeit, um über die Zukunft der Demokratie in einer internationalen Perspektive zu diskutieren.
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HOW TO RUN A JOURNALISM START-UP?
25. April 2023. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihr eigenes Medien-Start-up zu gründen? Wissen aber nicht, wie man so etwas anfängt, wie man in einem täglich dichter werdenden Informationsdschungel sichtbar wird, wo und wie man seine Zielgruppen erreicht und wie man – last not least – damit Geld verdient? Oder haben Sie sich bereits selbstständig gemacht und würden gern wissen, welche Erfahrungen andere mit ihrem journalistischen Businessmodell machen?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir die Gründer von drei sehr unterschiedlichen jungen Medien-Start-ups eingeladen, um über ihre Motivation, ihre ersten Schritte, den Aufbau, die Finanzierung, aber auch über ihre Zweifel und Probleme zu erzählen:
Julius O. Fintelmann, Ko-Gründer von “The European Correspondent“, das erst seit Ende November 2022 online ist;
Florian Vitello, Ko-Gründer, und Viktoria Franke, Chefredakteurin vom “Good News Magazin”, das ein Gegengewicht zum täglichen Overkill an schlechten und bedrohlichen Nachrichten schaffen will;
Marvin Schade, der im Jahr 2020 das Online-Magazin “Medieninsider“ gegründet hat.
Unsere kostenlose Q&A-Session wird moderiert von Sabine Sasse, Head of Programme des M100 Sanssouci Colloquiums. Sie findet statt am Donnerstag, dem 25 Mai 2023 von 18.00 – 19.00 Uhr (MEZ) in englischer Sprache auf Zoom.
Um sich anzumelden, schreiben Sie bitte an events(at)m100potsdam.org.
Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung und auf eine interessante, spannende Diskussion!
Piotr Drabik: Ethischere Kriegsberichterstattung
6. Dezember 2022. „Die russische Invasion in der Ukraine hat die Medienlandschaft in den meisten europäischen Ländern verändert. Wie tiefgreifend diese Veränderung ist, darüber diskutierten mehr als 100 Gäste aus 15 Ländern auf der Konferenz „Medien und Krieg“ in Rzeszów, 90 Kilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernt. Die von Outriders und Mixer Media organisierten Veranstaltungen konzentrierten sich darauf, Antworten auf die Fragen zu finden, wie die Kriegsberichterstattung ethischer gestaltet werden kann, was die wichtigsten Anforderungen an ukrainische Journalisten sind und wie Nachrichten von den Schlachtfeldern überprüft werden können.
Die ukrainischen Gäste betonten die Probleme mit Stromausfällen und Internetverbindungen, auch mobil, nach den russischen Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Die Organisatoren gaben auch Gelegenheit, die schwierige Lage der unabhängigen belarussischen Medien zu erläutern und zu zeigen, wie die russische Migration nach Putins Mobilisierung die Gesellschaft im Kaukasus und in Zentralasien verändert. Angesichts der neuen Herausforderungen könnte die europäische Solidarität den unabhängigen Journalisten in den Krisengebieten sehr helfen, so die meisten Gäste.“
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Die Rolle der Medien: Wir brauchen mehr Medienkompetenz
Potsdam, 26. Oktober 2022. Die Strategische Arbeitsgruppe III widmete sich dem Thema „Wie wir auf die Informationskriegsführung reagieren: Können wir Information als europäisches öffentliches Gut zurückfordern?“ und wurde von Prof. Dr. Alexandra Borchardt moderiert, leitende Journalistin, Buchautorin, Dozentin, Medienberaterin und Mitglied des M100-Beirats. Sie präsentierte auch das Ergebnis der Diskussion. Die einleitenden Impulse hielten Meera Selva, CEO for Internews Europe, UK, und Roman Badanin, Gründer und Chefredakteur von Proekt und von Agentstvo, einem Zusammenschluss von Journalisten, die von der russischen Regierung wegen ihrer investigativen Berichterstattung ins Visier genommen wurden.
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Astrid Frohloff: „Plattformen wie M100 sind wichtiger denn je“
Potsdam, 20. Oktober 2022. Astrid Frohloff, Journalistin, TV-Moderatorin und Mitglied des M100-Beirats, über Sinn und Zweck des M100 Sanssouci Colloquiums:
„Ich denke, dass es in diesen schwierigen Zeiten wichtiger denn je ist, Plattformen zu schaffen, um diese sehr dringenden Themen zu diskutieren und zu erörtern. Wir müssen neue Wege, Visionen und Strategien finden, wie wir mit diesen riesigen, immensen Problemen, mit denen wir jetzt konfrontiert sind, umgehen können. Ich denke, das M100-Forum ist eine wunderbare Plattform, auf der wir darüber diskutieren und debattieren können, wie wir Wege aus der Krise finden, einen Konsens über verschiedene Perspektiven finden, unsere Ansichten austauschen und sehen können, was andere Menschen in Europa über die Situation denken und wie wir einen Ausweg aus der Krise aushandeln können.“
Agnieszka Romaszewska-Guzy: „Die Zeit des friedlichen Europas ist vorbei“
Potsdam, 16. Oktober 2022. Statement von Agnieszka Romaszewska-Guzy, Direktorin von Belsat TV, einem Fernsehsender in Polen für die Menschen in Belarus, beim M100 Sanssouci Colloquium 2022:
„Der Krieg in der Ukraine gibt uns viel zu denken. Die Zeit des friedlichen Europas ist vorbei. Wir müssen erkennen, dass Europa vor vielen Herausforderungen steht. Es ist nicht nur Russland, es gibt auch China, eine totalitäre und autoritäre sehr gefährliche Macht. Wir können nicht mehr so leben, wie wir es früher getan haben. Gerade in Zeiten wie heute ist die Arbeit von Journalisten sehr wichtig, sehr schwierig und sehr kostspielig. Wir bei Belsat TV wissen das sehr gut. Sieben unserer Journalisten befinden sich derzeit in Belarus im Gefängnis. Wir hoffen, dass sich diese Situation ändern wird. Die Arbeit von Journalisten, deren Hauptziel es ist, der Öffentlichkeit freie Informationen zu geben, sollte nicht so gefährlich sein.“
Wolfgang Ischinger: „Es geht auch um uns“
Potsdam, 13. Oktober 2022. Botschafter Wolfgang Ischinger, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und Teilnehmer des M100 Sanssouci Colloquiums, über die Bedeutung des M100 Media Award an das ukrainische Volk:
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass es Journalisten und andere Medienschaffende gibt, die ihre eigene Verantwortung bei der Bekämpfung von Desinformation und Fehlinformation kennen und verstehen. Aber das Wichtigste heute ist, dass der M100-Media Award – meiner Meinung nach völlig zu Recht – an das ukrainische Volk verliehen wird, an die Kämpfer für ihre eigene Freiheit und Unabhängigkeit. Ich war beeindruckt von der Rede von Wladimir Klitschko, der den Preis entgegennahm, ich war auch beeindruckt von der Rede des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz und all der anderen Redner, die ihr Verständnis, ihre Unterstützung und ihr Engagement für den Kampf zum Ausdruck brachten, den die Ukrainer führen, um sich selbst zu verteidigen, und indem sie sich verteidigen, um uns zu verteidigen. Das ist das Wichtigste, was die Menschen auf dieser Konferenz begreifen sollten. Es geht nicht nur um die Ukraine, es geht auch um uns.“
Nataliya Gumenyuk: „Die Realität ist eine andere“
Potsdam, 12. Oktober 2022. Die vielfach preisgekrönte ukrainische Journalistin Nataliya Gumenyuk hat mehrfach am M100 Sanssouci Colloquium teilgenommen und festgestellt, „wie langsam das Verständnis vieler europäischer Redakteure für das, was vor sich geht, ist. Wie schwer es manchmal ist, zu akzeptieren, dass die Realität eine andere ist. Als ich 2015 über Desinformation und Fake News sprach, wurde das noch mit einem gewissen Maß an Skepsis behandelt – es dauert, bis die europäischen Redakteure aufholen, vielleicht weil es schwer zu verstehen ist, dass die Welt, in der man lebt, in ihren Prinzipien gebrochen ist.“
Eröffnungsrede von Olga Rudenko, Chefredakteurin The Kyiv Independent
Potsdam, 15. September 2022
„Liebe Journalisten, Redakteure und Gäste der Konferenz,
es ist mir eine Ehre, zu Ihnen sprechen zu dürfen. Ich bin hier als Journalistin, als Redakteurin einer unabhängigen Nachrichtenseite, des Kyiv Independent, und als Ukrainerin.
Wenn diese Veranstaltung vor sieben Monaten stattgefunden hätte, wäre die Reise hierher einfach und angenehm gewesen. Ich wäre zum Flughafen in Kyiv gekommen, hätte eingecheckt, eine Tasse überteuerten Kaffee getrunken und meinen Flug nach Berlin angetreten. Zwei Stunden später würde ich ankommen. Das wäre normal und sicher gewesen. Um jetzt hierher zu kommen, muss ich fast 20 Stunden im Zug verbringen und dann einen Flug aus einem anderen Land nehmen. Die Reise dauert mindestens einen ganzen Tag. Die meiste Zeit fühle ich mich nicht sicher, weil Russland in der Vergangenheit Züge angegriffen hat. Es gibt keine Flüge mehr aus der Ukraine. Wir wissen nicht, ob einer unserer Flughäfen überlebt hat, denn Russland hat sie in den ersten Tagen der Invasion mit Raketen beschossen.
Vor sieben Monaten hat sich mein Leben für immer verändert.“
Lesen Sie die ganze Rede hier.