Gérard Biard, Chefredakteur Charlie Hebdo: Tote sind kein Tabu für Wladimir Putin

9. August 2022. Mit Gérard Biard, Chefredakteur des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo, hat der georgische Journalist Vazha Tavberidze für RFE/RL über die Schwierigkeiten gesprochen, in Kriegszeiten Satire zu machen, insbesondere in der verwüsteten Medienlandschaft Russlands.

Biard kennt die enormen Risiken genau, die mit der Veröffentlichung von Material verbunden sind, das von einigen als problematisch angesehen wird. Am 7. Januar 2015 wurden bei einem Terroranschlag auf das Redaktionsbüro von Charlie Hebdo in Paris 12 Menschen, darunter acht Mitarbeiter von Charlie Hebdo einschließlich des Herausgebers Stéphane Charbonnier, von zwei islamistisch motivierten Tätern ermordet. Im September nahm Gérard Biard stellvertretend für die Redaktion in Anwesenheit des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier den M100 Media Award entgegen.

Auf den russischen Überfall auf die Ukraine angesprochen, sagt er, das Hauptproblem mit Putin sei, dass es ihm gelungen sei, jegliche Kritik in der russischen Gesellschaft zu unterbinden.
Mit der Verbreitung sozialer Medien sind die Risiken laut Biard gestiegen, so dass jeder – nicht nur Journalisten und Aktivisten – zur potenziellen Zielscheibe wird. „Natürlich stehen wir an der Seite des ukrainischen Volkes“, sagt Biard. „Die größte Befürchtung in Bezug auf den Krieg ist, dass er in einen Dritten Weltkrieg ausarten wird. Aber ich denke, dass ein Dritter Weltkrieg bereits begonnen hat; es ist ein Krieg zwischen Ländern mit demokratischen Werten und demokratischen Systemen und Institutionen auf der einen Seite und denen, die diese nicht haben, auf der anderen Seite.“

Vazha Tavberidze ist ehemaliger Chefredakteur von Georgia Today und regelmäßiger Teilnehmer des M100 Sanssouci Colloquiums. Das gesamte Interview lesen Sie (auf Englisch) hier.

21 junge Journalistinnen und Journalisten beim M100YEJ

5. August 2022. Desinformation, Fake News und Mental Health sind die Themen, mit denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des M100 Young European Journalists Workshops #M100YEJ in diesem Jahr befassen.

Aus über 70 Bewerbungen aus ganz Europa wurden 21 junge Journalistinnen und Journalisten aus 17 europäischen Ländern ausgewählt, die vom 10. bis 14. September zu diesen Themen arbeiten, sich fortbilden und miteinander vernetzen. Das Seminar findet in den Räumen der Friedrich Naumann Stiftung in Berlin statt.

Ein Besuch bei der Agentur Storymachine rundet das Programm ab.

Höhepunkt des M100YEJ ist die Teilnahme am M100 Sanssouci Colloquium am 15. September in Potsdam, auf dem die Ergebnisse und Erkenntnisse des sechstägigen Workshops vorgestellt werden.

Eine Übersicht über alle Teilnehmer und Seminarleiter mit Infos zu ihren Lebensläufen finden Sie hier.

Wir danken allen Workshopleitern für ihr Engagement und der Friedrich Naumann Stiftung und dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung für die Unterstützung!

M100-Special Talk mit Vjosa Osmani-Sadriu und Wolfgang Ischinger

1. August 2022. Der Balkan, wie auch die baltischen Staaten, gilt als wichtiger Stabilitätsfaktor für Europa. Allerdings bergen die Länder des Balkans ein großes Konfliktpotenzial, das langfristig auch die Stabilität in Europa gefährden kann. Die aktuellen Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo zeigen, wie fragil die Lage auf dem Balkan ist. Bis heute erkennen Serbien, Russland, China, Indien, Spanien und Griechenland die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an.

Während die ehemaligen Sowjetstaaten Estland, Lettland und Litauen Russland seit vielen Jahren deutlich kritisch gegenüberstehen und seit 2004 Mitglied der EU sind, ist die Haltung gegenüber Russland auf dem westlichen Balkan eher indifferent. Laut einer Umfrage würden sich 40 Prozent der serbischen Bevölkerung lieber Russland anschließen, als den Beitrittsprozess der EU weiter fortzuführen.

Hinzu kommt, dass einige der Balkanländer, denen bereits 2003 eine EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt wurde, seit Jahren auf einen Beitritt warten, weil sie die Kopenhagener Kriterien für eine Aufnahme – Stichworte Rechtsstaatlichkeit, Medienfreiheit und Korruption – einfach nicht erfüllen.

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Russische Invasion in der Ukraine weckt im Kosovo Ängste und Flashbacks

21. Juli 2022. Visar Xhambazi, M100 Alumnus, arbeitet er als Projektmanager bei Sbunker, einem Blog zu aktuellen Themen im Kosovo, der über Politik, Gesellschaft und Wirtschaft berichtet. Sein Text erschien zuerst auf „forumZFD“:

„Die Entscheidung von Präsident Wladimir Putin, am 24. Februar 2022 in die Ukraine einzumarschieren, hat die Welt ischockiert. Dieser Schritt löste in ganz Europa und insbesondere auf dem westlichen Balkan, einer Region, die erst vor drei Jahrzehnten die verheerenden Folgen eines Krieges erlebt hat, seismische Erschütterungen aus. Die Menschen im Kosovo und auf dem westlichen Balkan wissen um die Folgen von Krieg, ethnozentrischen Narrativen und Nationalismus. Viele im Kosovo verfolgen die Nachrichten über die Ukraine mit einem Gefühl der Angst und Paranoia.

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Danke für Eure Bewerbungen zum M100YEJ 2022!

4. Juli 2022. Vielen Dank für die zahlreichen Bewerbungen für den diesjährigen M100 Young European Journalists Workshop über Fake News und Desinformation!

Wir haben großartige Bewerbungen von vielen unglaublich talentierten jungen Journalistinnen und Journalisten aus ganz Europa erhalten, die uns die Auswahl nicht leicht machen werden. Denn leider können wir vom 10. bis 15. September nur 20 von ihnen nach Berlin und Potsdam einladen – das wird ein harter Entscheidungsprozess!

Wir informieren alle Bewerberinnen und Bewerber über unsere Entscheidung bis zum 15. Juli!

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In unserem sechstägigen M100 Young European Journalists Seminar, das wir in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung veranstalten, wollen wir den TeilnehmerInnen vermitteln, wie man Fake News erkennt und wie professionelle Faktenchecker und Plattformen wie Facebook mit der wachsenden Flut von Fake News und Desinformationen umgehen. Wie mit Fake News im Krieg umgegangen wird, wie sie erkannt und bekämpft werden und was dafür nötig ist. Welche Rolle traditionelle und soziale Medien spielen. Welche Dynamik sie entwickeln und wie Journalisten und Faktenchecker in Krisengebieten und in verschiedenen anderen Ländern Europas damit umgehen.

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eupinions erstellt europaweite Umfrage für M100

23. Juni2022. Wir freuen uns sehr, beim M100 Sanssouci Colloquium mit eupinions, dem europäischen Meinungsforschungsprojekt der Bertelsmann Stiftung, zu kooperieren.

Das Team von eupinions wird im Vorfeld der Konferenz eine europaweite Umfrage erstellen, in der es um den aktuellen Status des Vertrauens in die Demokratie und Journalismus sowie die Rolle der EU in der Welt geht. Das Ergebnis wird von Isabell Hoffmann, Gründerin und Co-Autorin von eupinions, beim M100 Sanssouci Colloquium am 15. September vorgestellt.

Weitere Informationen zu eupinions finden Sie unter www.eupinions.eu

Bewerbungsaufruf: M100 Young European Journalists Workshop 2022

Journalistische Unparteilichkeit in Zeiten des Krieges – Der Umgang mit Fake News und Desinformation

10. bis 15. September 2022, Berlin & Potsdam
(Anreise 9. September, Abreise 16. September)

Fake News und Desinformation haben Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, unsere Politik, unsere Wirtschaft, auf Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit und auf unsere Sicherheit.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine, der von russischer Seite lange im Voraus durch gezielte Falschinformationen vorbereitet wurde, die auch im Krieg eine große Rolle spielen, zeigt das auf besonders drastische Weise. Hier wird parallel zum militärischen Krieg mit all seinem Leid und Schrecken auch ein erbitterter Informationskrieg geführt, ein Krieg um Bilder, Emotionen, Deutungshoheit und Wahrheit.

Er macht deutlich, wie wichtig es ist, Fake News zu erkennen, zu identifizieren und zu bekämpfen. Wie wichtig und schwierig eine gründliche Recherche für Journalisten und Medien ist, um in der endlosen Informationsflut des digitalen Zeitalters Fakten von Fälschungen unterscheiden zu können.

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Unser Alumni-Network: Konstantinos Koulocheris, Griechenland

17. Juni 2022. Konstantinos Koulocheris arbeitet als Datenanalyst in London.

„Die russische Invasion in der Ukraine unterstreicht die Notwendigkeit für die EU, ihre Partner sorgfältig auszuwählen und jegliche Art von Handelsabkommen mit Regimen zu vermeiden, die eine offensichtliche Bedrohung für ihre Grenzen darstellen. Nach den Beweisen für aggressives Verhalten seit 2014 auf der Halbinsel Krim hat sich die Abhängigkeit eines ganzen Kontinents von einem Regime, das in fremde Gebiete eindringt, als ein großer Fehler mit katastrophalen Folgen für die Menschen in Europa erwiesen“, schreibt er.

Konstantinos nahm 2013 am M100YEJ teil, was ihn dazu veranlasste, sich beruflich auf Medien und Politik zu konzentrieren und wo er seine Frau Anna kennenlernte. Mehr über Konstantinos hier.

„Wir brauchen Sichtbarkeit auf internationaler Ebene“

15. Juni 2022. Olesia Tytarenko, stellvertretende Chefredakteurin des Nationalen öffentlichen Rundfunkgesellschaft der Ukraine (Suspilne), unterstreicht die Aussage ihrer Kollegin Olga Konsevych:

„Wir als öffentlich-rechtlicher Sender hatten es etwas leichter als die privaten Medien. Aber auch wir brauchen Sichtbarkeit auf internationaler Ebene, denn wie man sehen kann, nimmt die Aufmerksamkeit und auch die Unterstützung ab. Und vielleicht kann eine engere internationale Zusammenarbeit zwischen Journalisten, Redaktionen und Vertretern der Zivilgesellschaft eine positive Wirkung erzielen.

Was uns ebenfalls Sorgen bereitet, sind die Narrative, die in letzter Zeit in westlichen Medien erschienen sind. Einige Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben versucht, die Idee zu vermitteln, dass die Ukraine ihr Territorium abtreten muss, um den Krieg zu beenden. Unser Ziel als Journalisten ist es, ihnen das Gegenteil zu beweisen. Und dabei brauchen wir auch die Hilfe der westlichen Gesellschaft.“
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