Thema

M100 Young European Journalists Workshop 2023

Berichterstattung über den Klimawandel – und ihre Bedeutung für die Demokratie

10. – 14. September 2023, Potsdam

(Anreise 9. September, Abreise 15. September)

Der Klimawandel stellt nicht nur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vor neue Heraus-forderungen, sondern auch den Journalismus. Noch vor kurzem eine Randerscheinung, rückt der Klimajournalismus immer mehr in den Fokus von Medienhäusern und Redaktionen.
Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen des 20. Jahrhunderts und betrifft alle Bereiche unseres Lebens: Gesellschaft, Wirtschaft, Lieferketten, Arbeit, Landwirtschaft, Gesundheit, Ernährung, Mobilität. Er befördert Angst, Unsicherheit, gesellschaftliche Spaltung, Unfreiheit, Migration, Armut – und wirkt sich dadurch auch weltweit auf den Zustand und die Resilienz der Demokratie aus. Vor diesem Hintergrund kommt einem qualitativ hochwertigen, faktenbasierten und sachlichen Journalismus eine besondere Bedeutung zu. Wie über den Klimawandel, seine Konsequenzen und die gesellschaftlichen Handlungsoptionen berichtet wird, ist entscheidend für die Bewältigung dieser großen Bedrohung.

Mittlerweile werden Stimmen laut, dass sich der Journalismus dafür ändern muss. Denn im Journalismus, vor allem in der Krisenberichterstattung, wird traditionell vor allem über Ereignisse berichtet, weniger über Prozesse. Der Klimawandel ist jedoch ein Prozess, für den es Redaktionen oft schon schwerfällt, die richtigen Bilder auszuwählen. Viele Redaktionen wie die Financial Times, Die Zeit, Washington Post oder Süddeutsche Zeitung etablieren mittlerweile Klima-Redakteure und produzieren Klima-Schwerpunkte.
Für den Klimawandel brauche es eine holistische Perspektive, so der renommierte internationale Medienmanager und Journalist Wolfgang Blau beim M100YEJ 2021, statt die Berichterstattung darüber nur in Rubriken wie Politik, Wissenschaft und Wirtschaft stattfinden zu lassen. Auch wird im Zusammenhang mit der Klimakrise vermehrt ein konstruktiver Journalismus gefordert, also nicht nur die Berichterstattung über eine schreckliche Katastrophe, sondern eine Berichterstattung, die sachlich-fundiert ist und Lösungsvorschlage unterbreitet.
Laute Rufe nach Wandel im Journalismus kommen vermehrt aus der Branche selbst. Die Journalistin, Buchautorin und Medienberaterin Prof. Dr. Alexandra Borchardt, Beirätin des M100 Sanssouci Colloquiums, sagt: „Die meisten Medien haben Angebote im Klimajournalismus, fast allen fehlt aber eine Strategie. Es lohnt sich, daran zu arbeiten. Denn von einer guten Klima-Strategie wird der Journalismus insgesamt profitieren. Beim Thema Klimawandel und den Auswirkungen entsprechender Politik müssen Redaktionen Einordnung bieten, die über das Erwartbare hinaus gehen. Nur dazu müssen sie es verstehen. Journalisten sollten dazu nicht nur selbst Statistiken lesen, sondern es anderen auch vermitteln können. Hier ist vor allem die Journalisten Aus- und Weiterbildung gefragt.“
Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hat sie im Auftrag der European Broadcasting Union den Report „Climate Journalism That Works – Between Knowledge and Impact“ erarbeitet, der am 1. März veröffentlicht worden ist. Sie wird mit den TeilnehmerInnen über den Report diskutieren und was seitdem geschehen ist.

Beim M100 YEJ wollen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gelungene Beispiele vorstellen und vermitteln, wie dieser neue Journalismus aussehen kann. Dafür laden wir leitende RedakteurInnen ein (digital und/oder on-site), um über die Projekte zu sprechen, zum Beispiel:
• Vom YouTube-Kanal Planet A der Deutschen Welle in Berlin
• Von AFP, deren Pariser Nachrichtenredaktion in spezialisierte Zentren umstrukturiert worden ist, um die Berichterstattung über vorrangige Themen wie die Zukunft des Planeten und die digitale Welt zu verstärken.
• Das Netzwerk Covering Climate Now, in dem sich mehr als 400 Medien aus 50 Ländern zusammengeschlossen haben, um die Berichterstattung über die Klimakrise zu verbessern.

Fachlich unterstützt wird das Seminar von der gemeinnützigen Organisation Clean Energy Wire CLEW in Berlin. Das Team produziert und unterstützt seit zehn Jahren Qualitätsjournalismus über die Energiewende in Deutschland und der EU und fördert darüber hinaus die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Reportern, die über den Übergang zu einer klimafreundlichen Gesellschaft berichten. Beim M100YEJ veranstaltet CEW eine Masterclass zum Thema.
Ein Workshoptag führt die TeilnehmerInnen in die investigative Recherche von Umweltrisiken und -auswirkungen auf internationaler Ebene ein.

Ziele des M100YEJ sind:
• Eine grenzüberschreitende Reflexion über Klimawandel und Journalismus, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Journalismus und die Demokratie.
• Wege und Strategien für einen aufgeklärten, lösungsorientierten Journalismus unter Einbeziehung regionaler, wirtschaftlicher, kultureller Gegebenheiten in unterschiedlichen europäischen Ländern.
• Eine europäische Landkarte der Klimaberichterstattung, die beim M100 Sanssouci Colloquium am 14. September in Potsdam vorgestellt wird.
• Interviews der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Journalisten, Klimaforschern, Politikern, deren Ergebnisse (Texte, Audios, Videos) auf der M100-Website und Social Media veröffentlicht werden.

Der M100YEJ ist eine Initiative der Stadt Potsdam und von Potsdam Media International e.V.. Der diesjährige Workshop wird finanziert von der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit, dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und dem Journalismfund Europe.