Galarede Prof. Hubert Burda

Es ist wirklich eine grosse Ehre für mich heute hier in Postdam sein zu dürfen und eine Menge alter Freunde zu treffen, von denen ich die meisten schon seit vielen Jahren kenne. Ihr alle, die an dieser Zusammenkunft der grossen Medienfamilie teilnehmt, seid mit grossem Erfolg in den Medien tätig. Ihr alle habt etwas zu dem Geiste beigetragen, den diese Branche über die Jahre beibehalten hat. Einen Geist, den man in den Sitzungen am heutigen Nachmittag unmittelbar fühlen konnte. Obwohl es auch gleichzeitig eine Tradition ist, ist es doch dieser Geist, der uns antreibt, neues Talent und Energie in unsere tägliche Arbeit zu investieren, was dazu führt, dass die europäischen Medien zu den am meisten anerkannten der Welt gehören. Einhergehend mit der Aufrechterhaltung dieses hohen Standards ist Potsdam der perfekte Veranstaltungsort und Gastgeber für dieses Treffen. Es ist nicht nur, dass wir uns in der grossartigen Umgebung, den Häusern und Gärten des historischen Stadtteils wohl fühlen, sondern auch, dass Potsdam sich jetzt im Zentrum eines wachsenden Hauses Europa befindet und sich somit als Herzstück und Wiege europäischer Tugenden und Werte auszeichnet.

Heute nachmittag haben wir über die Chancen und Perspektiven der Medien in Europa diskutiert. Wir sprachen über Medienmodelle und –strukturen, Wachstumsstrategien und zukünftige Märkte. Ich bin sicher, dass dies wertvolle Informationen für alle waren, die die Sitzungen besucht haben. Es ist absolut klar, dass die Zielsetzungen der Lissaboner Strategie nur mit Hilfe der Medien erreicht werden können. Die europäischen Medien können die Tagesordnung bestimmen und Fortschritte sichtbar machen. Was wir in den Nachmittagssitzungen gelernt haben ist die bedeutende Rolle der Medien im kulturlandschaftlichen Verlauf in Europa: Gutenberg – bewegliche Metall-Lettern, Diderots Enzyklopädie, der grosse Erfolg von Publikationen im 18. Jahrhundert, Potsdam, Voltaire, die Aufklärung … zur unglaublichen Qualität der Zeitungen und Zeitschriften in Europa.

Daher, Kommissar Verheugen (ich weiss, dass Sie grossen Einfluss in Brüssel haben), möchte ich, wann immer Sie auf diese wunderbaren Tage in Potsdam zurückblicken, dass Sie auch daran denken, dass die Qualität der Presse nicht gewährleistet werden kann, wenn Zeitungen nur 12 und Zeitschriften nur 50 Seiten haben. Gute Redakteure kosten Geld und ein Verleger braucht dies von beiden Seiten: vom Vertrieb und von der Werbung. Also, wenn Sie mit Ihrem Kollegen Cipriano sprechen, sollten Sie darüber nachdenken, dass der Konsument oft weiter fortgeschritten ist als Brüssel glaubt. Erinnern Sie sich nur daran welch starke Auswirkungen Blogging auf die Wahlen in Frankreich hatte, auf die Europäische Verfassung und wie Suchmaschinen (Google, zum Beispiel) oft mehr Substanz und Gehalt (zum Beispiel bei gesundheitlichen Themen) liefern. Es gibt eine Tendenz zum Regulieren und Bestimmen der Gewohnheiten von Verbrauchern, aber mit diesen neuen Kompetenzen hat der Konsument sogar noch mehr Möglichkeiten.

Wenn wir allerdings an die europäischen Medien denken, müssen wir auch gewahr sein, dass abgesehen von Zeitungen und Zeitschriften der durchschnittliche Europäer mittels Satelliten und digitalen Empfangsgeräten Zugang zu mehr als 100 verschiedene Fernsehsendern, ganz zu schweigen von Millionen von Webseiten, hat. Die semantische Wende ging einher mit der ikonischen, als zwei Seiten derselben Medaille: Wort und Bild. Und wir müssen die Kraft der Bilder, Symbole und Ereignisse nutzen. Hier, Kommissar, können wir helfen neue Ideen hervorzubringen. Eins der wenigen wirklich neuen Medienprodukte ist die European Champions League, die eine enorme europäische Identität von europäischen Städten wie Manchester, Liverpool, Mailand, Valencia, Porto oder München in den Köpfen unserer Kinder geschaffen hat. Dies ist ein gutes Beispiel, aber es reicht nicht aus, um die wunderbare europäische Idee in den Köpfen der Staatsbürger weiterzuentwickeln.

Ich sprach von der Kraft der Bilder und Symbole und wo können wir diese sonst spüren als auf dem Gebiet der Architektur; durch die Jahrhunderte von Vitruv zu Paladio, von Fischer von Erlach zu Christoph Wren, vom Bauhaus in Weimar zu Norman Foster. Es ist mir eine grosse Ehre bei dieser Potsdamer Konferenz den ersten Sanssouci-Preis dem Mann zu überreichen, der einer der grössten Köpfe unserer Zeit ist: Lord Norman Foster. […]