Dankesrede Vitali Klitschko

Sehr geehrter Außenminister Kurz,
vielen Dank für ihre Worte.

Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Zeiten in der Geschichte, die das Schicksal von Nationen entscheiden. Sie verändern für immer diejenigen, die in diesem Land zusammen leben. Vor 25 Jahren hätten Sie hier sich alle nicht versammeln können. Das Schloss Sanssouci stand hinter einem eisernen Vorhang. Dann gingen 1989 die Deutschen für die Freiheit auf die Straße.

Im November vergangenen Jahres begannen die Menschen in Kiew auf die Straße zu gehen. Und auch sie demonstrierten für nichts anderes als ihre Freiheit.

Ich habe selbst mit meiner Partei Udar seit Jahren für demokratische Werte in unserem Land geworben. Ich konnte es nie verstehen, warum Länder wie Polen und Tschechien nach dem Ende der Sowjetunion so modern wurden. Die Ukraine hatte dies aber verpasst. Und auch ich wurde überrascht, mit welchem Mut und welcher Überzeugung hunderttausende vor allem junge Menschen bei uns plötzlich demonstrierten. Wie sie auf dem Maidan standen FÜR das EU-Abkommen und GEGEN die korrupte Politik von Janukowitsch. Viele europäische Politiker haben damals im Winter zu mir gesagt: Diese Ukrainer, die dort bei klirrender Kälte demonstrieren, stehen mehr für die Werte der EU. Sie stehen mehr für die europäische Idee, als es viele Menschen innerhalb der EU mittlerweile tun.

Es waren nicht Politiker, die diese Revolution begonnen haben. Es waren die Menschen vom Maidan. Und es sind über hundert Tote, die heiligen hundert genannt, an die wir uns für immer erinnern werden.
Sie alle wissen, was danach passiert ist: Annektion der Krim durch Russland. Ein blutiger Krieg in der Ostukraine, der bereits tausende Opfer gefordert hat. Wir Ukrainer wünschen uns nichts sehnlicher als Frieden. Nicht wir haben uns für Krieg entschieden, sondern ein russischer Präsident.  Er will unsere Eigenständigkeit und unseren Wunsch nach Demokratie nicht akzeptieren. Er will nicht, dass das, was ich als Bürgermeister in Kiew gerade beginne, der Kampf gegen Korruption und für Demokratie, im ganzen Land passiert. Er will nicht, dass sich die Ukraine zum Westen öffnet.

Wir Ukrainer bedanken uns für die Unterstützung und Solidarität aus dem Westen. Aber wir denken, dass die Unterstützung noch nicht reicht. Wir können den Kampf für Freiheit nicht alleine gewinnen. Wir können nur erfolgreich sein, wenn Europas Politiker noch viel deutlicher klarmachen, dass sie das aggressive Verhalten Russlands nicht akzeptieren. Europas Zukunft entscheidet sich heute in der Ukraine. Wenn wir Putin nicht hier gemeinsam stoppen, wird sich morgen kein europäisches Land mehr sicher fühlen können.
Wir stehen hier heute Abend alle für die Werte Europas. Für mich bedeutet Europa frei zu sein und für die Freiheit anderer einzustehen. Die gesamte europäische Idee besteht für mich aus Freiheit. Also lassen Sie uns dafür zusammen stehen, so dass die Freiheit und damit Europa siegen werden.

Vielen Dank!